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Kinderbuch

Schreibtischtäter > Literarisches Schreiben > Genre

"Wie man Kinderbücher schreibt? - Man muss nur einfach selbst ein Kind gewesen sein. Und sich daran erinnern wie es war." (Astrid Lindgren)

Niemand könnte es treffender formulieren als Astrid Lindgren und den Kern der Sache mit wenigen Worten genauer umreißen als sie. Kinderbücher zu schreiben bedeutet in erster Linie in die vergangene Welt der Kindheit einzutauchen. Die bunten Gedanken, die aufregenden Kleinigkeiten, aber auch die manchmal beängstigenden Dinge der Alltäglichkeit wieder aufleben zu lassen. Sie in der Phantasie neu zu erleben und zu Papier zu bringen. Wer sich nicht mehr daran erinnern kann, wie es war, als Schmetterlinge und Marienkäfer noch stundenlang beobachtet werden konnten; nicht mehr weiß, wie man sich fühlte, als der erste Schultag näher rückte oder nicht mehr zurückfindet in die aufregenden Stunden vor dem ersten Kinobesuch - der sollte keinen Versuch starten, ein Kinderbuch zu schreiben. Eigentlich sollten erinnerungslose Menschen dieser Art überhaupt kein Buch schreiben wollen, aber Kinderbücher verlangen dem Autor noch mehr Phantasie und noch viel mehr Erinnerungsvermögen ab als die Erwachsenenliteratur, so dass vor allem Kinderbücher nach AutorInnen "suchen", die auf einen enormen Fundus an Erinnerungen zurückgreifen können (und die nicht zuletzt eine kindliche Neugier bewahrt haben).

Aufgeräumt mit einem Vorurteil

Ein kurzer Einschub sei an dieser Stelle erlaubt. Wenn Sie auch selbst keine Kinder "haben" sollten, dann dürfen Sie dennoch Kinderbücher schreiben. Aber seien Sie gewarnt: manchmal werden Stimmen aus den Reihen der bereits veröffentlichten KinderbuchautorInnen laut, dass nur Kinderbücher schreiben kann, wer auch selbst Kinder "hat".

KrimiautorInnen bspw. können hier skeptisch die Brauen hochziehen (nur in äußerst seltenen Ausnahmefällen schreiben Mörder einen Krimi im Bau …). Und AutorInnen von historischen Romanen, SF oder Fantasy ringt dieses Vorurteil nur ein müdes Lächeln ab. Keiner von ihnen hat eine Zeitmaschine, Außerirdische oder Zwerge und Gnomen im Keller … Und dennoch schreiben diese AutorInnen in ihrem Genre.

Warum sollten also Menschen, die kinderlos sind, keine Kinderbücher schreiben? Kind waren sie - hoffentlich - selbst einmal …

Altersgruppe = Zielgruppe?

Nun, aber auch wer sich gut an Kindheitstage entsinnen kann, darf nicht am Formalen scheitern. Und das Genre "Kinderbuch" ist hier noch strenger als andere Genres. Die Altersgruppen sind klar definiert, Ausreißer gibt es selten. Wer also glaubt, Kinderbücher zu schreiben wäre einfach, weil es "nur" großer Phantasie und vieler Erinnerungen bedarf, der irrt - und zwar gewaltig. Viele JungautorInnen weigern sich stur, an die Zielgruppe zu denken, für die sie schreiben - einer der Hauptgründe, warum diese JungautorInnen scheitern und nie zu einem Verlagsvertrag gelangen. Wer nicht weiß, für wen er schreibt, der schreibt vollkommen ins Leere. Und nicht zuletzt bei Kinderbuchtexten gilt diese simple Regel.
Bevor Sie also einen Kinderbuchtext entwerfen wollen, müssen Sie sich über die Altersgruppe im klaren sein, für die Sie schreiben wollen, denn diese ist entscheidend für die Länge des Textes, die Sprache, die Handlung, etc.


Hier eine grobe Auflistung zur Übersicht:

Für die Kleinsten - 0-2

Pappbilderbücher - 2-3

Bilderbücher - 4-5

Erstleser - 5-7

Schulkinder 8-10


Diese strikte Unterteilung ist deshalb so wichtig, weil sich die Erfahrungswelten der Kinder und ihre täglichen Entdeckungen der ganz normalen Umgebung schnell ändern - und damit auch ihr Interesse. Ein zweijähriges Kind lauscht gespannt, wenn ein Kinderbuchtext davon erzählt, wie ein kleiner Bär Zähne putzen lernt, aber es wird keinerlei Interesse an einer Schulgeschichte haben. Umgekehrt verhält es sich genauso. Schulanfänger würden bei einer "Schnuller-Weg-Geschichte" schlicht die Nase rümpfen. Zu Recht.

Die Geschichten, die Sie Kindern erzählen wollen, müssen sich also unbedingt im Rahmen der Altersgruppen bewegen. Bevor Sie zu schreiben beginnen - immer erst die Altersgruppe definieren.


Eine weitere Schwierigkeit tut sich jedoch noch auf: die Altersgruppe an die sich der Text richtet, ist zwar streng genommen auch die Zielgruppe, für die man schreibt. Aber es muss auch immer eine andere Zielgruppe im Auge behalten werden: die Eltern, Großeltern, Tanten und Onkels, etc. - kurz: die Erwachsenen, die die Bücher für die Kinder kaufen. (Selten tragen kleine Steppkes ihr Taschengeld direkt in die Buchhandlung …). Also muss man auch dieser Zielgruppe gerecht werden. Denken Sie daran, wenn Sie eine possierliche Kakerlake als Protagonisten wählen wollen …

Wobei man allerdings entschärfend hinzufügen muss: die Empfindlichkeiten haben sich etwas geändert. Was vor wenigen Jahren noch als extrem ekelig empfunden wurde, kann heute schon normal sein. Klokröten und Maulwürfe, denen jemand einen "Haufen" auf den Kopf gesetzt hat, tauchen mittlerweile durchaus auf - aber sie werden mit Bedacht gewählt und eingesetzt. - Und nicht jeder Verlag und nicht jeder Erwachsene findet Gefallen daran. (Auch wenn die kleine Klokröte hinreißend komisch ist …) Es lässt sich also nicht pauschal sagen: Kakerlaken sind tabu, kleine Bären nicht (s.a. Abschnitt: Sprechende Tiere sind tabu). Dennoch wächst die Skepsis der LektorInnen, wenn Sie Protagonisten wählen, die nicht so "gefällig" sind. Und nicht zuletzt sollten Sie auch an die Eltern, Großeltern oder Tanten und Onkels denken, die beim Wort "Kakerlake" bspw. eher an den Kauf von Insektenvertilgungsmitteln denken als an den Kauf von Kinderbüchern für die lieben Kleinen …
Die Länge der Texte

Haben Sie die Altersgruppe definiert, dann haben Sie bereits eine weitere Hürde genommen, die da lautet: die Länge des Textes bestimmen. Naturgemäß nimmt der Bildanteil bei Kinderbüchern mit zunehmendem Alter der LeserInnen ab. Und damit natürlich die Länge des Textes zu.
Auch hier wieder eine große Unterteilung:

Für die Kleinsten - nicht mehr als 2.000 Zeichen

Pappbilderbücher - Obergrenze: 5.600 Zeichen

Bilderbücher - Obergrenze: 10.000 Zeichen

Erstleser - keine Obergrenze

Schulkinder - keine Obergrenze


Zur Übersicht: wir haben Zeichenzahlen angegeben, da es einfacher ist, die Zeichenzahl (inklusive Leerzeichen) von Word zählen zu lassen, als Manuskriptseiten (30x60), deren Berechnung von jeher und immer wieder JungautorInnen in den schieren Wahnsinn treiben will. Und oft auch tut …
Komprimieren oder die Frage: wie fasse ich mich kurz?

Nun haben Sie also die Zeichenzahlen gesehen und wahrscheinlich mit Schrecken festgestellt: das ist aber mächtig kurz. Ja, und in der Kürze liegt eben nicht nur die Würze, sondern teilweise auch das Geheimnis erfolgreicher Kinderbücher.

Ellenlange Beschreibungen von Kleidung, Aussehen, Umgebung und Co gehören bspw. nicht in Kinderbuchtexte. Das langweilt - nicht nur die kleinen Leser, sondern meist auch die, die die Texte vorlesen. Sie würden also doppelt in Ungnade fallen - sofern der Text überhaupt veröffentlicht wird.

Nehmen Sie als Beispiel ein Buch von Thomas Brezina zur Hand. Er langweilt seine zahlreichen Fans nie durch zu viel "Drumherum", sondern treibt sie regelrecht von einem spannenden Moment zum nächsten. Verschnaufpausen gibt es da nur relativ selten.

Auch müssen Sie nicht fortlaufend genau beschreiben, wie ihre Protagonisten von A nach B kommen, welche Straße sie wählen, etc. - außer natürlich, Sie schreiben einen Kinderkrimi und es ist wichtig, genau diese Straße zu erwähnen. Aber ansonsten dürfen Sie ruhig kurz und knapp zusammenfassen, was sie für Erwachsene möglicherweise viel länger erzählen würden.
Bei Bilderbüchern wird es noch schwieriger, eine spannende Geschichte in wenigen Worten zu erzählen. Aber dazu mehr im Abschnitt "Bilderbücher".


Die Handlung

Was kurz und knapp erzählt wird, muss bzw. darf deshalb aber noch lange nicht inhaltslos sein. Denn der Handlungsstrang muss sehr komprimiert und dicht sein, darf nicht abschweifen, auf Nebenpfade führen, etc. Reflektionen dürfen natürlich nicht fehlen, ansonsten bekommen die Figuren keine Tiefe - aber diese Reflektionen sind kurz zu halten, können sich mitunter auf einen einzigen Satz beschränken.
Je jünger Ihre Leser, desto wichtiger ist: eine Geschichte = ein Handlungsstrang. Erst ab der Altersgruppe "Ab 7" können Sie beginnen, möglicherweise zwei Handlungen miteinander zu verknüpfen, aber dies ist nur bedingt empfehlenswert.

Wenn Sie eine Serie schreiben, können Sie natürlich einen weiteren Handlungsstrang einflechten, der ganz "nebenher" läuft und den Hauptstrang nicht zu sehr verwickelt, sondern ihn unterstützt. Denken Sie hier z.B. an "Harry Potter". Ein Nebenstrang ist, herauszufinden, wer Harrys Eltern ermordet hat. Dieser "Nebenschauplatz" ist in den ersten Bänden ein ständiger Nebenstrang, der Spannung aufrecht hält. Ein Rätsel, das es zu lösen gilt, das aber eng an die Hauptgeschichte geknüpft ist bzw. sogar Ausgangspunkt der Hauptgeschichte ist.
Die beste Methode ist und bleibt: ein Handlungsstrang, der eine dichte, komprimierte und damit spannende Geschichte erzählt.


Megamäßig cool - die Sprache in Kinderbüchern

Gleich vorweg: Halten Sie sich zurück mit megamäßig coolen Sprüchen. Denn, was megamäßig cool ist, bestimmen die Kinder immer noch selbst und vor allen Dingen: sie definieren es beinahe täglich neu. Was also bei Drucklegung Ihres Kinderbuches megamäßig cool ist, kann bei Erscheinen des Buches bereits tiefe Abneigung in Ihren Lesern hervorrufen, die Sie als "altbacken" bis "peinlich" einstufen könnten …

Was Kindern allerdings sehr gut gefällt (u. auch Erwachsenen) sind Wortschöpfungen, Wortverdreher - kurz: das Spiel mit der Sprache, sofern es lustig ist.

Sprechende Tiere sind tabu?
Oder anders ausgedrückt: welche Themen sind gefragt? Diese Frage beschäftigt AutorInnen naturgemäß immer und sie lässt sich - ebenso naturgemäß - nicht pauschal beantworten. Während Ihnen ein/e Lektorin mit Inbrunst bestätigen wird, dass "sprechende Tiere vollkommen aus der Mode" sind, wird sich möglicherweise der/die nächste Lektorin genau darauf stürzen.

Es gibt eine Faustregel: suchen Sie nicht nach Modethemen. Bis das Buch erscheint, ist bereits die übernächste Modewelle am herabrollen …

Was aber gerade im Bereich "Kinderbuch" keine wirkliche Tragödie ist. Denn die Welt der Kinder ist im Grunde ohnehin ein großes Biotop mit einer Fülle an Dingen, die es zu erforschen gibt und die keinen Modeerscheinungen unterliegen und sich stattdessen an ihrem Alter definieren. Beispiele:


Freundschaften


Schule


Ängste (allein gelassen werden; Versagen in der Schule; Angst vor dem Kindergarten; etc.)


Detektiv spielen


Klubs, Geheimbünde gründen


Tiere (jaja)


Hobbes wie Fußball und Co




Was wird es? Ein Mädchen oder ein Junge?

Eine Frage, die streng genommen zur Definition der Zielgruppe gehört, aber eben auch an die Frage der Interessen der zukünftigen Leser anknüpft. Anders ausgedrückt: Fußballgeschichten werden mehr Fans bei den Jungs finden und Pferdegeschichten entzücken meist Mädchenherzen. Nun sollte man meinen, dass Klischee dieser Art spätestens im Zuge der Frauenbewegung aus der literarischen Welt geschafft worden wären, aber die kindlichen Leser belehren uns da immer wieder aufs Neue eines Besseren: Jungs lesen eben nicht so gerne Pferdegeschichten.
Wichtig ist nur: wenn Sie eine Pferdegeschichte schreiben, dann bleiben Sie auch in diesem "Ressort" und versuchen Sie nicht, auszubrechen und Ihrer Pferdenärrin im Buch gleichzeitig eine Vorliebe für Formel1 anzudichten und sich dann in Internes über den Motor-Rennsport zu ergehen. Ihre Leserinnen werden es Ihnen danken.


Die Moral

Auch wenn wir gerne und oft von der "sinkenden Moral" unserer modernen Gesellschaft sprechen, so sollte der moralisch erhobene Zeigefinger doch erst gar nicht zum Einsatz kommen in Kinderbuchtexten. Kindliche Leser haben einen sechsten Sinn für Moral, die ihnen untergejubelt werden soll und reagieren sehr ungnädig darauf. Auch dies zu Recht.
Und selbst bei den meisten Verlagen sucht man mittlerweile keine moralisierenden Texte mehr, die den kindlichen Leser auf den rechten Weg bringen sollen. Wahrscheinlich hat sich herumgesprochen, dass eben diese kindlichen Leser kein Interesse an Geschichten solcher Art haben. Witz, Esprit, Spannung - das ist gefragt. Geben Sie es Ihren LeserInnen statt sie mit erhobenem Zeigefinger wieder an den Gameboy zu treiben …


IIllustrationen

Ein heikles Thema, das die Empfindlichkeit mancher Künstler treffen wird. Aber: wenn Sie keine Ausbildung haben, kein professioneller Illustrator sind oder nur eine bedingte Begabung im Illustrieren vorweisen können (seien Sie ehrlich und kritisch zu sich selbst!), - dann lassen Sie auf alle Fälle die Finger von Illustrationen, die in Heimarbeit hergestellt wurden. Die Chancen, einen Verlag für Ihr Manuskript zu finden sinken mit beigelegten, unprofessionellen Illustrationen ins Bodenlose, denn meist sind mitgeschickte Bilder das k.o. in der ersten Runde für das ganze Manuskript.
Zudem greifen Verlage gerne auf Hausillustratoren zurück, um Kinderbuchtexte zu bebildern und lassen sich auf diesem Gebiet ungern von AutorInnen reinreden.


Und natürlich gibt es Ausnahmen:

Sie sind bereits etablierter Hausillustrator und wollen nun auch eigene Texte schreiben (wobei Sie hier bedenken müssten: können Sie wirklich so hinreißend schreiben wie sie zeichnen? Auch hier kritisch und ehrlich sein …Aber einem etablierten Hausillustrator wird bei Bedarf der od. die Lektorin dann schonend die vielleicht ernüchternde Wahrheit nahe bringen.).


  • Sie sind ein Multitalent wie bspw. Cornelia Funke (s.dazu Pkt. 1);



  • Janosch hat Ihren Text illustriert. (Eher unwahrscheinlich - er schreibt schließlich selbst … u. hegt




Gerüchten zufolge einer tiefen Abneigung gegen Teamwork)

Wie bereits gesagt: am besten ohne Bebilderung.

Die Illustrationen werden mitgeschickt - basta

Falls Sie also doch Illustrationen mitschicken wollen (wir nehmen der Einfachheit halber an, Sie sind ausgebildete/r Illustratorin) - dann stellt sich oft die Frage nach dem Format der einzureichenden Bilder.


Einfache Antwort:

Als Farbkopien schicken. Niemals die Originale versenden. (Bedenken Sie: die Bilder müssten erst zurückgeschickt werden, damit Sie sie gegebenenfalls an einen anderen Verlag weiterschicken können. Was, wenn die Bilder auf dem Postweg od. im Verlag verbummelt werden? Und: nur selten schicken Verlage das eingereichte Material "zur weiteren Verwendung" = Absage - wieder zurück)
- Dazu am besten auch auf CD gespeichert - im Bildformat jpg. (Vorsicht: die wenigsten Verlage arbeiten noch mit Disketten!)

Und bitte notieren: nicht auf die verwegene Idee kommen, Text plus Bilder ungefragt an einen Verlag zu mailen! Denn fragen Sie sich selbst: wer öffnet in Zeiten von Spam, Würmern, Viren und anderem virtuellen Ungeziefer angehängte Dateien von Unbekannten? Lektoren zumindest tun es relativ selten und Ihre Mail würde nebst Text und Bildern unbesehen gelöscht werden. Mails also nur nach Absprache!


Größe der Bilder?

Die Verlagsprogramme haben eigene Standardgrößen. Als Neuling sollten Sie nicht versuchen, die Verlage von anderen Größen zu überzeugen. Gehen Sie stattdessen erneut - diesmal mit Maßband oder Lineal bewaffnet - in die Buchhandlung und messen Sie die Bilder in den Büchern der von Ihnen ausgewählten Verlage aus.


Ein Exposé?

Ein komplettes Exposé für einen Pappbilderbuchtext zu verfassen, wäre zu viel des Guten. Das Exposé könnte länger werden als der Text an sich. Bei Büchern für die Kleinsten, Pappbilderbüchern und Bilderbüchern reicht also ein Deckblatt mit folgenden Angaben:

Titel
Name u. Anschrift des Autors
Zeichenzahl inkl. Leerzeichen
Kurzinhalt


Erst bei Kinderromanen sollten Sie ein Exposé verfassen, das neben den o.g. Angaben auch eine Inhaltsangabe, Charakterisierung der Figuren, etc., umfasst. (s.d. Federkiel-Artikel "Exposé").
Kompletten Text oder nur eine Textprobe versenden?

Es kommt darauf an. Haben Sie eine Bilderbuchgeschichte geschrieben, dann können Sie selbstverständlich den kompletten Text, der hoffentlich nicht mehr als 6-7 Manuskriptseiten umfasst, versenden.

Bei Kurzgeschichtensammlungen zwei bis drei ausgewählte Geschichten plus Kurzinhalt der weiteren Geschichten und Exposé.

Auch bei Kindergedichten lediglich einige ausgewählte Gedichte einsenden.

Bei längeren Texten bzw. Romanen für Kinder gilt, was auch im Erwachsenenbuchbereich gültig ist: ca. 30 Seiten Textprobe plus ausführlichem Exposé. Die Verlage werden bei Interesse das gesamte Manuskript anfordern.
Den richtigen Verlag finden

Immer wieder und auch bei Kinderbuchtexten kommen die gleichen Antworten:

  • gehen Sie in die Buchhandlung od. Bibliothek u. durchforsten Sie die angebotenen Bücher bzw. Programme der Verlage; Vergleichen Sie: in welches Verlagsprogramm würde mein Text passen?



Bilderbücher


Denken Sie in Bildern

Wenn Sie eine Bilderbuchgeschichte schreiben, müssen Sie in Bildern denken. Denn ein wichtiges Kriterium für Bilderbücher (ebenso Pappbilderbücher) ist: die Bebilderung soll zeigen, was im Text nicht zu lesen ist. Das heißt z.B. keine langen Beschreibungen von Kleidung, Aussehen oder Einrichtungen. Das übernimmt das Bild für Sie. Sie als Texter hingegen müssen strikt das erzählen, was im Bild nicht eingefangen werden kann od. was eine Illustration nur bedingt wiedergeben kann. Also Gespräche, Handlungen, etc.
Dazu kommt: die meisten Bilderbücher haben eine klare Vorgabe was die Seitenzahl betrifft. Sehen Sie also vorher einige Bilderbücher durch und zählen Sie die Seiten, auf denen Text zu lesen ist.
Seitenzahlenangaben als Beispiel? ((Ja, würde ich schon sagen - nachdem Du vorher so ausführlich warst, wird das jetzt sicher erwartet))

Bilderbuchtexte gehen meist in dieser Form an die Illustratorinnen weiter:

Beispiel:

S. 1 (Cover)

S. 2/3

(Bild: Die kleine Kakerlake sitzt am Küchentisch, hat ein kariertes Lätzchen umgebunden und wartet auf das Essen)

Text: S. 4/5

(Bild: Die kleine Kakerlake ist fast nicht zu sehen in einem Berg Reis. Nur ihre Fühler ragen keck heraus)

Sie als Autorin haben also bei den meisten Kinderbuchverlagen durchaus in der Hand, was auf den Bildern zu sehen sein wird - denn schließlich ist es Ihre Aufgabe, den Text so zu schreiben, dass er nicht nur mit den Bildern harmoniert, sondern auch, dass eine Art Wechselwirkung zwischen Bild und Text entsteht.


Aber: wenn Sie absoluter Neuling sind, dann sollten Sie Ihre Geschichte nur als Beispiel bzw. Ausnahme bereits mit eingefügten Bildvorstellungen einsenden.
Pappbilderbücher sind keine Bilderbücher?

Natürlich sind sie es. Der feine, aber entscheidende Unterschied liegt in der anvisierten Altersgruppe (s.a. unsere Unterteilung am Anfang des Artikels). Und damit auch in der Länge des Textes bzw. in der Art der Geschichten. In Pappbilderbüchern werden einfachste Geschichten ohne viele Schnörkel erzählt - denn die Leser bzw. Zuhörer sind sehr jung und können komplizierte und verstrickte Handlungen nicht nachvollziehen.

Was interessiert die kleinsten Leser?
Das Interesse richtet sich auch bei den ganz Kleinen an der täglichen Erlebniswelt aus. Während Schulanfänger natürlich bereits ein Erleben haben, das auch nach außen gerichtet ist, sind die kleinen Geschwister mehr an grundlegenden Problemen interessiert. Beispiele:


  • Wie werde ich meinen Schnuller los (- auch wenn ich gar nicht will)?



  • Wie denn? Ich muss das Töpfchen benutzen?



  • Warum träume ich?



  • Wer ist das Christkind? Der Weihnachtsmann? Etc.



  • Mein Zimmer aufräumen? Nein, lieber helfe ich Mama beim Spülen und Einseifen der Böden …



Ich könnte vor Wut platzen. Mama meint, das wäre Trotz …


Wer lebt auf einem Bauernhof? Was passiert im Zoo? Etc.


Natürlich gibt es noch sehr viel mehr, das die kleinsten Leser beschäftigt. Aber Sie sehen schon - die Themen sind sehr anders als die, die Erstleser oder noch ältere Kinder beschäftigt.


Agenturen für Kinderbuchtexte

Hier wird die Luft dünn - denn die meisten Agenturen scheuen Kinderbuchtexte wie der Teufel das Weihwasser. Aus einem - für Agenturen

  • guten Grund: zu wenig Profit bei viel Aufwand.



Und die wenigen Agenturen, die Kinderbuchtexte aufnehmen, tun dies aus wenigen Gründen:


  • die Texte stammen von etablierten KinderbuchautorInnen



  • die Texte stammen von etablierten AutorInnen, die auch in anderen Genres schreiben




Als Beispiele: Anke Vogel, Michael Gaeb, Alexander Simon, Silke Weniger;



Wie wende ich mich an die Verlage?

Auch nicht anders als mit anderen Texten. Mit anderen Worten: Sie können hierzu die Federkiel-Artikel:

  • Wie wende ich mich an einen Verlag?



  • Das Begleitschreiben



  • Was tun, wenn das Manuskript auf Reisen ist?




Viele Absagen

Abschließend noch etwas Ernüchterndes - aber hoffentlich nicht Entmutigendes. Kinderbücher zu schreiben gehört zu den schwierigsten Arbeiten eines Autorendaseins - und wird von Unwissenden meist nur als niedliche Beschäftigung betrachtet. Was zur Folge hat, dass wahrscheinlich jede zweite Mutter und jeder dritte Vater zur Feder greift, um das, was den lieben Kleinen zu Hause allabendlich von der Bettkante aus erzählt wird, auch für ein breiteres Publikum festzuhalten. Mit fatalen Folgen: die Kinderbuchlektorate werden noch mehr überschwemmt als die Lektorate anderer Genres. Die Wartezeiten auf Antwort sind dementsprechend lang - und meist kommen Absagen.
In den Kinderbuchmarkt drängen also noch viel mehr Hobbyautoren, Möchtegern-Autoren, Autoren mit Profilneurosen und immenser Selbstüberschätzung, etc. als in andere Verlags"ecken" (nur gestoppt von Autobiographien). Wer ernsthaft schreibt und sich Mühe gibt, professionell aufzutreten - geht meist trotzdem unter.
Aber: wenn Sie sich an formale Richtlinien halten, dann könnten Sie einem aufmerksamen Lektor durchaus wie ein Licht am Horizont erscheinen. (Wahlweise wie ein heller Schein hinter dem Manuskriptstapel).


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