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Kontakte schaffen

Schreibtischtäter > Literarisches Schreiben > Sprachgestaltung

Wer schreibt, ist einsam. Das scheinbare Gegenüber ist das weiße Blatt oder der leere Bildschirm, denen etwas anvertraut werden soll. Dennoch schreiben wir in der Regel an andere, die allerdings abwesend sind. Deshalb bedeutet Schreiben auch immer, Kontakt zu dem Leser zu knüpfen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Das sind nicht zu unterschätzende Aufgabe, deren Lösung mit über Erfolg oder Misserfolg unserer Texte entscheiden. Wir reden die Leser nicht nur an und grüßen sie, sondern wir zeigen, ihnen, dass wir sie wertschätzen. So bleiben wir beispielsweise höflich, selbst wenn es hart zur Sache geht, und werden auch dann nicht ausfällig, wenn wir uns geärgert haben. Außerdem schreiben wir personenzugewandt, das heißt, wir lassen die Leser und uns selber im Text vorkommen. Das ist für den Brief selbstverständlich, gilt aber auch für andere Textarten wie Rundschreiben, Verfügungen oder populäre Sachtexte. Ebenfalls legitim sind Formen des unpersönlichen Schreibens. In reinen Sachdarstellungen treten Schreiber und Leser in den Hintergrund oder bleiben sogar ganz ausgeklammert. Ist aber in unserem Texten von Menschen die Rede, müssen wie sie sprachlich angemessen behandeln und vor allem sprachliche angemessen behandeln und vor allem sprachlich Diskriminierung vermeiden.


Für sich schreiben und an andere schreiben

Beim Schreiben lassen sich zwei Hauptfälle unterscheiden: Zum einen schreiben wir für uns selbst, zum anderen schreiben wir an oder andere. In die erste Abteilung gehören Texte wie der Notizzettel oder das Taschenbuch. Es liegt in der Natur der Notiz, das wir ihr – was die sprachliche Gestalt angeht – keine Aufmerksamkeit schenken, ist sie doch eine stichwortartige schriftliche Aufzeichnung, die als Gedächtnisstütze dient. Etwas anderes steht es mit dem Tagebuch, sofern es nicht auf das bloße Notieren von Dingen beschränkt, die der Tagebuchschreiber für Erinnerungswert hält, oder auf das rein kalendermäßige Registrieren von wahrgenommenen Terminen, durchgeführten Arbeiten. Begegnungen oder das tägliche Wetter. Schreibt jemand ein Tagebuch, in dem er bemerkenswerte Erlebnisse und Erfahrungen, Gespräche und Auseinandersetzungen, seine Nöte und Überlegungen festhält, dann wird er auch mehr Sorgfalt auf die sprachliche Ausgestaltung verwenden, alleine schon deshalb, weil er zusammenhängende Texte verfasst. Doch wie diese stilistisch aussehen sollen, darüber lässt sich nichts Verbindliches sagen. Das Tagebuch ist ein ganz persönlicher Text, der gewöhnlich nicht für die Augen anderer Leser bestimmt ist. Deshalb braucht der Schreiber auf kein Adressaten Rücksicht zu nehmen, er kann sich ausdrücken, wie es dem gerade behandelten Gegenstand entspricht, seiner augenblicklichen Stimmung, auch der Zeit die zu Verfügung steht. Das alles führt dazu, dass sich im Tagebuch nicht nur unterschiedliche Stillformen finden, sondern auch Passagen, die sorgfältiger oder flüchtiger ausgearbeitet sind.



In die zweiten Abteilung gehören alle Texte, die einen Adressaten haben wie der persönliche Brief, der an eine bekannte, aber auch unbekannte Einzelperson geschrieben wird, das Rundschreiben, das sich an einen begrenzten Personenkreis richtet, dessen Mitglieder wiederum bekannt sein können, aber nicht müssen, der für ein unspezifisches Publikum geschrieben wird, von dem der Verfasser allenfalls vage Vorstellungen hat. Im Weiteren geht es nur um solche Texte, die einen Adressaten haben, wie konkret oder abstrakt dieser auch immer sein mag. Es handelt sich also um Texte, mit deren Hilfe wir mit anderen kommunizieren.


Kontakt und Beziehung

Für jede Art von Kommunikation gelten einen Reihe grundlegender Bedingungen: Es sind immer mindestens zwei Personen daran beteiligt, diese treten in Kontakt miteinander, und sie bauen ein kommunikative Beziehung auf, die sie auszugestalten haben.

Zur Beziehungsgestaltung gehört nicht nur, dass die an der Kommunikation Beteiligten einander deutlich machen, wie sie zueinander stehen, sondern sie haben auch ein Klima zu schaffen, das einen möglichst ungestört Fortgang der Kommunikation erlaubt. Dazu sollten sie unter anderem in Mindestmaß an Höflichkeit an den Tag legen. Interesse an ihrem Kommunikationspartner bekunden und auch Sympathie entgegenbringen, wenn es einigermaßen geht. Zur Beziehungsgestaltung gehört auch, dass sich die an der Kommunikation Beteiligten selbst positiv, darstellen. Das ist gar nicht immer einfach, denn es verlangt, eine Mittellinie zu finden zwischen Übertreibung und Untertreibung. „Eigenlob stinkt“, sagt der Volksmund; doch die Volksweisheit rät auch, man sollte sein Licht nichts unter den Scheffel stellen. Angeberei ist der Kommunikation ebenso abträglich wie unterwürfige Bescheidenheit.

Normalerweise bewältigen du die Beziehungsgestaltung ziemlich unauffällig und ohne Anstrengung: Wir erkundigen uns danach, wie es dem anderen geht; wie bedanken uns für seine Frage nach unserem Wohlergehen; du machst Komplimente und loben: wir danken für Komplimente, schwächen sie ab oder weisen sie höflich als übertrieben zurück; wir zeigen ab oder weisen sie höflich als übertrieben zurück; wir zeigen Verständnis für Probleme des anderen: wir stimmen seinen Verhältnis für Probleme des anderen: wir stimmen seinen Schroffheit in unserer Ablehnung und erklären, warum wir etwas Falsches gesagt oder getan haben. Wird das Kommunikationsklima einmal getrübt, so verfügen wir im Gespräch über den unschätzbaren Vorteil, es unmittelbar klären können. Wenn du es nicht schon selbst merken, dass wir dem anderen durch eine Äußerung provoziert oder gar verletzt haben, dann signalisiert er es uns mehr oder weniger deutlich.


Anders sieht das jedoch in der schriftlichen Kommunikation aus, in der Schreiben und Lesen zeitlich und räumlich voneinander getrennt sind. Damit entfällt für den Leser die Möglichkeit, sich direkt an den Schreiber zu wenden, wenn er beispielsweise ein Verständnisproblem hat. Er kann auch nicht mehr korrigierend eingreifen, falls der Schreiber sich irrt und falsche Daten verwendet. Ebenso wenig kann der Leser dem Schreiber signalisieren, dass er sich durch den Ton des Schreibens verletzt fühlt.

Aus dieser Sachlage ist nur eine Konsequenz zu ziehen: Du musst beim Schreiben in ganz besonderer Weise auf den Adressanten einstellen. Er soll in jeden Fall erkennen, dass du sorgsam und pfleglich mit ihm umgehen, auch dann, wenn du kritisches und Unangenehmes zu schreiben hast.


Kontakte erstellen und beenden


Anrede und Gruß

Miteinander zu kommunizieren verlangt, dass die an der Kommunikation Beteiligten einen Kontakt herstellen und ihn beenden. Treffen sich Leute zufällig auf der Straße, haben sie sich im Cafe verabredet oder kommen sie einfach an den Frühstückstisch, beginnen sie nicht einfach zu reden, sondern sie begrüßen sich; erst dann können sie in das Gespräch eintreten. Umgekehrt laufen sie nicht einfach auseinander, wenn das Gespräch beendet ist, sondern sie verabschieden sich. Wer das nicht tut, der erweist sich als „Schnösel“. Sich zu begrüßen und zu verabschieden sind notwendige Rituale. Damit wir uns nicht jedes Mal zu überlegen brauchen wie wir sie ausführen, stehen uns Routinen zu Verfügung Händelschütteln, Verbeugungen, Kopfnicken, den Hut ziehen und außerdem feste sprachliche Wendungen – so genannte Routineformeln.

Ganz anders verhält es sich in der schriftlichen Kommunikation. In keiner Zeitungsausgabe wird der Leser auf der ersten Seite begrüßt und auf der letzten verabschiedet, ebenso wenig in Werbeprospekten. Sachbüchern oder Lyriksammlungen. Das gedruckte Wort, zumal wenn es massenhaft verbreitet wird, dient nicht dem persönlichen Kontakt zwischen den Schreibern und ihren Lesern, auch wenn das Sachbuch und die Lyriksammlungen einen Autor haben die Artikel in der Zeitung namentlich gezeichnet sind. Daran ändert auch die Praxis mancher Chefredakteure von Zeitschriften und Magazinen nichts, die ihre Editorials mit Liebe Leserin, lieber Leser eröffnen und mit ihrer Unterschrift beschließen.

Anders als in der persönlichen Begegnungen sind wir im Brief ganz auf das Wort angewiesen. Und selbst da sind wir noch in bestimmter Weise eingeschränkt. So hast du in der persönlichen Begegnung die Wahl, ob wir den anderen mit oder ohne Name ansprechen wollen. Im Brief dagegen müssen wir den Namen schreiben oder ihn beispielsweise durch Damen und Herren ersetzen, wenn wir ihn nicht kennen.



Die eigene Person


Ich – man – wir

Wenn du dich selbst nennst, dann benutze du das Personalpronomen ich; nur Kinder auf einer frühen Entwicklungsstufe reden von sich selbst mit dem Namen. Stellt jemand die eigene Person in den Mittelpunkt eines Textes, berichtet er beispielsweise in einem Brief über seine Urlaubserlebnisse oder schildert er sein augenblickliche Situation, so häuft sich zwangsläufig das Wörtchen ich mit seinem Verwandten mich und mein. Das galt nicht nur im Brief als unfein, vermutlich weil die eigene Person so deutlich sichtbar im Vordergrund steht, sondern es wurde vor allem von preußischem Militär auch im Gespräch vermieden. Man ließ einfach das Pronomen ich aus.


Leute, die sich ständig in den Vordergrund spielen, fallen natürlich noch heute unangenehm auf. Dennoch dürfen wir längst ungeniert ich sagen und auch im Brief und Lebenslauf schreiben sogar ganz am Anfang:


Lieber Frau Meier,

ich habe mich über ihre gute Nachricht riesig gefreut.



Mit einer solchen Eröffnungen lenkt der Schreiber den Blick zuerst auf sich, was durchaus legitim ist – vorausgesetzt, es ist ihm nicht einfach so passiert, sondern er hat es sich überlegt: Es ist ihnen wichtig, Frau Meier zu zeigen, wie sehr er sich gefreut hat.

Oder der Satz wir leicht umformuliert, sodass die Adressantin direkt angesprochen wird:



Lieber Frau Meier;

Sie haben mir mit ihrer guten Nachricht eine riesige Freude gemacht.


Solche Alternativen können problemlos diejenigen nutzen, denen der Start mit mir doch nicht ganz geheuer ist. Unternehmen favorisieren in Briefen an ihre Kunden die Möglichkeit, deren Person an den Anfang zu rücken.

Neben dem ich hält unsere Sprache noch eine Reihe weitere Personalpronomen bereit, mit denen sich eine Person selber bezeichnen kann, nämlich du/ihr, wir auch man. Beim Schreiben spielt du anstatt ich wohl kaum eine Rolle, aber im mündlichen Sprachgebrauch ist dieser Tausch durchaus anzutreffen.

Also ich bin zuerst durch das Vorderhaus gegangen. Dann kommst du in einem Innenhof mit einem wunderschönen Brunnen und gelangst von da durch eine kleine Tür ins Hinterhaus


Anders sieht es dagegen mit uns aus, das Schreiben aus unterschiedlichen Gründen anstatt ich benutzen. Ein erster Fall ist das wir uns Bescheidenheit oder der Pluralis Modestiae. Hat beispielsweise jemand etwas Gutes getan, so kann er sich mit wir in einer Gruppe „verstecken“ um seinen eigenen Anteil zu verschleiern oder herunterspielen. Umgekehrt kann dieses Versteckspiel aber auch dazu genutzten werden, die Verantwortung für etwas Unangenehmes mit einem solchen Gruppen-wirr auf mehrere Schultern zu verteilen, wobei es gar nicht darauf ankommt zu sagen, wem dem sie anderen Schultern gehören. Ein zweiter Fall ist das Autoren-wirr oder der Pluralis Auctoris. Gerade in Fach- und Sache komme es an und nicht auf die Person, so die Begründung. Diese Einstellung zum Ich-Gebrauch lässt sich noch heute beobachten, spielt aber keine große Rolle mehr. Wer eine geistige Leistung vollbringt, dem wird jetzt weiterhin zugestanden, sich mit ich als deren Urheber zu erkennen zu geben, anstatt sich hinter einem wir verstecken müssen. Ein dritter Gebrauch von uns findet sich vor allem in Schreiben von Unternehmen, Verbänden und Behörden. Manchmal kennt der Adressat den Verfasser des Briefs persönlich, und falls nicht, so erfährt er zumindest dessen Namen, da es heutzutage üblich ist, dass dieser neben der Unterschrift noch im Betreff erscheint. Dennoch finden sich im Text nicht ich, sondern wir. Zwar schreibt erkennbar ein Individuum, aber offenbar nicht in seinem eigenen, sondern im Namen einer Institution, und deshalb heißt es wir. Ein vierter Fall ist noch zu nennen, auch wenn er in unserem Schreiballtag keine Rolle spielt. Es ist der Pluralis Majestätisch, den die absolutistischen Herrscher gebrauchten, um ihre einzigartige Stellung auch sprachlich hervorzuheben - Wir, Friedrich, von Gottes Gnaden. Dieses wir nutzen wir allenfalls, wenn wir einen Scherz machen wollen.


Wie schon der Wechsel von ich zum Gruppen-wirr dient der Gebrauch von man stelle von ich dazu, die eigene Personen in den Gebrauch von man anstelle von ich dazu, die eigene Person in den Hintergrund zu rücken. Der Schreiber verbringt sich hinter dem unpersönlichen man, um beispielsweise auszudrücken, dass eine unangenehme Entscheidung nicht im eigenen Ermessen liegt, sondern von jedem anderen auch so getroffen worden wäre:

So leid es mir auch tut, lieber Freund, in diesem Fall kann man keine Ausnahme machen.

Das Wörtchen man dient aber auch dazu, sich bescheiden sprachlich zurückzuziehen, zum Beispiel, wenn man auf ein Lob für eine gute Tat mit dem Satz Man tut, was man kann reagiert und nicht etwa mit ich tue, was ich kann.


Die andere Person Du und Sie

Reden wir unsere Gesprächspartner an, so tun wir es mit dem jeweiligen Namen und den Personalpronomen du, ihr und Sie; das gilt gleichermaßen für die Adressaten unserer Briefe. Traditionellerweise zeigen du und ihr Nähe an und bilden die vertrauliche Anrede, während Sie höflich und respektvoll ist sowie größere Distanz signalisiert. Heute besitzen du und ihr neben der Vertraulichkeit allerdings noch eine weitere Bedeutungskomponente in Form des so genannten Gruppen-Du. Seit dem Ende der 60er Jahre duzen sich beispielsweise Studierende durchgängig, auch wenn sie einander unbekannt sich und nur durch Zufall gemeinsam in der Mensaschlage stehen. Weithin üblich ist das Duzen mittlerweile auch in Büros, Vereinen oder auf Partys zumindest unter jüngeren Leuten. Mit Nähe und Vertraulichkeit hat das jedoch wenig zu tun, sondern es drückt vor allem die Zugehörigkeit zur gleichen Gruppe aus oder ein Zusammengehörigkeitsgefühl in einer bestimmten Situation.


Der verschwundene Autor - Unpersönlich schreiben

Mit manchen Personalpronomen lässt sich die eigene oder die angeredete Person sprachlich in den Hintergrund rücken. Daneben gibt es eine Reihe weitere Verfahren, um Personen vollständig aus dem Text verschwinden zu lassen. Das bekannte Mittel ist das Passiv. Bilden wir einen Aktivsatz, dann ist unausweichlich die Person oder Personengruppe zu nennen, die die beschriebene Handlung ausführt:



Ich konnte ihrer Bitte nicht entsprechen.



Die Geschäftsleitung konnte ihrer Bitte nicht entsprechen.



Bei Formulierung dieser Art ist es lediglich möglich zu verhindern, dass der Blick des Lesers als Erstes auf die handelnde Person fällt, indem diese weiter nach hinten im Satz gerückt wird.



Der Aufschub währt aber nicht lange:



Ihrer Bitte konnte ich nicht entsprechen.



ihrer Bitte konnte die Geschäftsleitung nicht entsprechen.



Anders sieht es dagegen im Passivsatz aus, der zwei Varianten erlaubt. In der ersten Version bleibt die handelnde Person sichtbar, rückt aber im Satz nach hinten:



Ihrer Bitte konnte von mir nicht entsprochen werden.



ihrer Bitte konnte von der Geschäftsleitung nicht entsprochen werden.



In der zweiten Version dagegen verschwindet die handelnde Person völlig aus dem Satz, da das entsprechende Satzglied problemlos ausgelassen werden kann:



Ihrer Bitte konnte nicht entsprochen werden.



Das Passiv wird häufig als Leideform bezeichnet, aber in unserem Beispiel erscheint es eher als eine Form der "Täterverschweigung". Gibst du jedoch keinen Illusionen hin: Im Passivsatz mag sich zwar der Verantwortliche für die Ablehnung versteckt haben, für den Leser bleibt die Botschaft dennoch klar, und er weiß natürlich auch, wem er die Ablehnung verdankt. Dennoch hat die unpersönliche passivische Formulierung einen anderen Ton als das Aktiv, da die Dynamik des dargestellten Sachverhalts, seiner Handlungscharakter, abgeschwächt wird. Dem Leser wird der Eindruck vermittelt, als ob da etwas wie von selbst geschehen sei. Das Passiv kann auch aus Gründen der Höflichkeit verwendet werden, um beispielsweise einen Vorwurf abzuschwächen oder dem überhaupt nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, es solle ein Vorwurf erhoben werden. Vergleiche die beiden Sätze:


Wir können die Entscheidung nicht treffen, da Sie die notwendigen Unterlagen zurückhalten.


Wir können die Entscheidung nicht treffen, da die notwendigen Unterlagen von ihnen zurückgehalten werden.



Die Sachdarstellung - Angemessenheit des Passivs

Wie die Beispiele zeigen, lassen sich Aktiv und Passiv nicht einfach gegeneinander ausspielen. Schon gar nicht in eine einseitige Verurteilung des Passivs gerecht fertig; allenfalls die gezielte Täterverschweigung durch das Passiv ist kritisch zu betrachten, da sie sprachlicher Manipulation dient. Ansonsten haben beide grammatischen Formen ihre Vorteile, die es bei Schreiber gezielt zu nutzen gilt. Darüber hinaus gibt es sogar Bereiche, in denen das unpersönliche Passiv systematisch eingesetzt wird. Charakteristischerweise finden sie Passivkonstruktionen gehäuft in einer Textform, die zu schreiben wir zwar nie in der Verlegenheit kommen, von der man aber massiv betroffen ist, nämlich der Gesetzestext. Das liegt daran, dass Gesetze sehr allgemein und abstrakt formuliert werden und das Passiv dazu beiträgt. Typisch sind die Folgenden Beispiele aus dem Grundrechtekatalog des Grundgesetzes der BRD:


In diese Rechte darf nur aufgrund eines Gesetzes eingegriffen werden.


Niemand darf wegen seines Geschlechtes (....) benachteiligt oder bevorzugt werden


Indem offen gelassen wurde, wer etwas gewährleisten muss oder andere nicht benachteiligen oder bevorzugen darf, ist dafür gesorgt, dass niemand sagen kann, auf ihn treffe oder entsprechende Artikel nicht zu, da man ihn zu nennen vergessen habe.
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