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Textsorten

Schreibtischtäter > Wissenschaftliches Schreiben > Grundlagen

Betrachten wir anhand einiger ausgewählter Textmerkmale drei unterschiedliche wissenschaftliche Textsorten, die sich in ihren Stilmerkmalen markant voneinander unterscheiden: den fachwissenschaftlichen Text, den wissenschaftlichen Vortrag und die populärwissenschaftliche Studie. Der Blick auf die unterschiedlichen Stillkonventionen macht exemplarisch deutlich, welche Bandbreite wissenschaftlicher Ausdrucksvarianten üblich und vertretbar ist.


Fachwissenschaftliche Texte

Wissenschaftliche Texte wie Aufsätze, Seminararbeiten, Studienabschlussarbeiten oder Dissertationen unterscheiden sich in der Komplexität der Themenstellungen, in der Methodik sowie ihrer Zielgruppe. Entsprechend werden unterschiedliche Anforderungen an Umfang, Forschungsauftrag, wissenschaftliche Präzision und Kenntnis der Forschungslage gestellt. Trotz dieser Differenzierungen lassen sich gemeinsame Merkmale ausmachen:

Alle fachwissenschaftlichen Texte zeichnen sich durch eine hohe Informationsdichte aus, weil sie auf möglichst knappem Raum möglichst kompaktes Wissen transportieren wollen. Diese Informationsdichte erreicht man unter anderem durch den Einsatz von Substantiven, die gedräntes Wissen vermitteln.

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Mainstream-Film ist nicht länger damit beschäftigt, die Hollywood-Ideologen zu attackieren, sondern beschäftigt sich differenziert und spezifiziert damit, wie genau Inhalte/Ideologeme in den jeweiligen Filmen verhandelt werden. Gerade das Aufgreifen und die Kombination gesellschaftlich relevanter Themen gehört zu Hollywoods Popularisierungsstrategien, die aber nur dann zum Erfolg führen, wenn sie in komplexen „Negotiationen“ mit dem Publikum ausgehandelt werden.

In wissenschaftlichen Aussätzen finden sich, häufiger als in anderen wissenschaftlichen Texten, markant viel selbstreferenzielle Textkommentierungen, damit der Leser der gedrängten Darstellung leichter folgen kann. Solche Kommentierungen formulieren Absicht, Zielsetzung oder das eigenen Vorgehen. Ein Aufsatz über Produktinnovation und internes Unternehmenswachstum skizzierte das eigene Vorgehen folgendermaßen:

Nach kurzer Erläuterung der Grundbegriffe soll der Schwerpunkt der Betrachtung auf den produktpolitisch orientierten strategischen Grundausrichtungen liegen, zwei Folger- und einer Pionierstrategie. Die Wahl der alternativen Folgerstrategien wird weitgehend durch die eigene Ressourcenausstattung im Vergleich zu der des Wettbewerbs sowie die Wahrnehmung von Marktchancen bestimmt. Die Betrachtung ist marktorientiert, rückt deshalb Produktionskostenaspekte in den Hintergrund.

Der Aufbau einer Studie zu leistungsorientierter Vergütung im öffentlichen Sektor wird folgendermaßen beschrieben:

Im ersten Schritt zeichnen wir in groben Zügen die theoretische Debatte nach. Anschließend stellen wir den Ablauf und die Datenbasis unserer Analyse vor. Nach deskriptiven Auswertungen berichten wir die Ergebnisse multivarianter Schätzungen. Abschließend interpretieren wir die Ergebnisse mit Blick auf neuere theoretische Entwicklungen und diskutieren die praktischen Konsequenzen der Ergebnisse.

Die Autoren können als Verfasser in der Wir-Form hervortreten, vor allem bei Gemeinschaftspublikationen mehrerer Autoren wie im obigen Beispiel, oder hinter dem Text zurücktreten. Aber auch die Ich-Form setzt sich unter dem Einfluss anglo-amerikanischer Wissenschaftstexte mehr und mehr durch, vor allem bei der Erläuterung der eigenen Arbeitsweise: Ich möchte im Folgenden einen Perspektivwechsel vorschlagen und das Problem aus der Sicht der Zeitschrift beleuchten.

Üblich ist auch eine Mischung von „Ich“ und „Wir-Aussagen und unpersönlichen Formulierungen:


Es soll nun noch etwas genauer gesagt werden, welche literarischen Formen in der christlichen Überlieferung als Erzählungen gelten dürfen. Wir wollen als Erzählung eine Redeweise rechnen, in der wie bei Lukas vom verlorenen Sohn berichtet wird. Man kann diese Form als hypothetisches Erzählen bezeichnen. Die Bedeutung der Geschichte leidet nicht darunter, dass ihr keine historische Faktizität zukommt. Mir ist auch nicht bekannt, dass die Jünger den Erzähler Jesus jemals gefragt hätten, ob die Geschichte auch tatsächlich so gesehen sei.

In wissenschaftlichen Aufsätzen, die häufig neue Forschungsansätze zur Diskussion stellen, kann man nicht ausschließen, dass künftige Untersuchungen zu abweichenden Ergebnissen kommen. Deshalb spielt hier das so genannte Hedging eine besondere Rolle: Relativierend apostrophieren die Autoren ihre Ergebnisse als bedingt vorläufig, offen für Kritik und spätere Korrekturen.

Wissenschaftlich Vorträge

In einem wissenschaftlichen Vortrag finden sich, wie bei einem Referat, auch in der gedruckten Form, häufig das „Ich“ oder das „Wir“ als Zeichen unmittelbarer Kommunikation mit dem Zuhörer/ Leser.

Der Ansprache des Hörers/ Lesers gelten auch die in wissenschaftlichen Vorträgen verbreiteten rhetorischen Fragen: Steht den Bemühungen der Linguisten um das Deutsche als Wissenschaftssprache eine ähnliche Tragik bevor wie der amerikanischen Linguistik?
Eine Technik, die sich auf Traditionen der – mündlichen – Rhetorik zurückführen lässt, ist der Gebrauch bildhafter Wendungen und Metaphern. Schließlich nimmt sich der Autor eines wissenschaftlichen Vortrags die Freiheit, Tendenzen und Ergebnisse unmissverständlich zu beurteilen.


Populärwissenschaftliche Studien

Populärwissenschaftliche Texte führen ihre Leser häufig durch Geschichten, Anekdoten oder Beispiele in ihre Thematik ein.


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