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Schreibtischtäter > Literarisches Schreiben > Genre

"Viele von uns" schreibt Natalia Rachtel Singer, "haben einmal zu oft ein "Wenn interessiertes?" in roter Tinte am Rad unserer Werke gelesen. “Die wirklich wichtige Fragen für den, der über sein Leben schreibt, sei jedoch die: "Warum interessiert es dich?" Aber das kann lange dauern, überhaupt zu dieser Frage zu gelangen. Die rote Tinte, der Nachhall von Überzeugungen wie "Wen sollte schon mein Leben interessieren?" mit dem Selbstvorwurf der Vermessenheit bilden eine verhängnisvolle Kombination, die jede Möglichkeit zum Selbstausdruck vernichtet. Deshalb ist es ihre erste Aufgabe, sich zu fragen: "Warum interessiert es mich, diese Geschichte zu erzählen?". Die Antwort wird ihnen das Gefühl geben, Sie seien dazu berichtigt. Sie werden akzeptieren, dass sie Erinnerung es nicht nur wert ist, geschrieben zu werden, sondern, dass sie durchaus ihren Platz in der Literatur einnehmen könnte, da Sie, als Schriftsteller, sie ausarbeiten und überarbeiten werden, bis sie so ist, wie Sie sie haben wollten. Mit der Zeit werden Sie sich dann vorstellen können, dass ihre Geschichte aus anderen Menschen etwas geben kann.

Die Vorstellung, dass Schreiben kaum schwieriger ist, als morgens aus dem Bett aufzustehen, ist weit verbreitet. Wir Schriftsteller werden ständig damit konfrontiert. Bill Roorbach berichtet von Kommentaren und Bemerkungen, die wir alle in der einen oder anderen Form schon gehört haben. Da ist zum Beispiel das Ehepaar, dem Roorbach erzählte, er habe eine Erinnerung über eine Reise mit der Frau, die er später geheiratet hat, veröffentlicht.

Die Reaktion der beiden: "Das Buch hätten wir auch schreiben können... Wie oft haben wir uns schon gesagt, komm, wir nehmen uns einen Monat frei und schreiben das verdammte Ding runter." Oder die Ärztin, die Roorbach auf einer Cocktailparty anvertraute, sie würde sechs Monate Auszeit nehmen, und ihre Geschichte aufzuschreiben. Er griff den Kommentar dankbar auf und erwiderte entzückt: "Wissen Sie was? Da haben Sie mich aber auf was gebracht. Ich nehme mit sechs Monate Auszeit und werde Chirurg!" Aber es geht natürlich nicht darum, Menschen, die keine Ahnung haben, wie viel Zeit es braucht, ein Schriftsteller zu werden, aufzuklären. Der Beruf des Schriftstellers muss ebenso sorgfältig und über einen langen Zeitraum erlernt werden wie jedes andere Handwerk auch.

Zu den Blockübungen, wie ich sie nenne, gehören verschiedene Teile. Lesen Sie immer nur eine Aufgabe und machen Sie eine Über nach der anderen. Decken Sie die folgenden Teile, falls nötig, ab. Wenn Sie mit einer Schreibgruppe arbeiten, lassen Sie einen Teilnehmer den entsprechenden Übungsteil mit dem dafür vorgesehenen Zeitlimit vorlesen.


  • Schreiben Sie über jemand, der Ihnen früher einmal das Gefühl gegeben hat, das Ihr Leben oder Ihre Geschichte wichtig waren.



  • Schreiben Sie über jemand, der Ihnen früher einmal das Gefühl gegeben hat, das Ihr Leben oder Ihre Geschichte nicht wichtig waren.



  • Schreiben Sie über jemand, dessen Geschichte oder Leben Sie inspiriert oder ermutigt.



  • Schreiben Sie über einen längeren Lernprozess und über Ihre Gefühle in den verschiedenen Stadien.



  • Listen Sie Themen auf, die Sie stark berühren. Was bringt Sie in Rage? Worüber streiten Sie? Worüber grübeln Sie? Was möchten Sie verändern? Gibt es Ereignisse oder Vorfälle in Ihrem Leben, die "alles veränderten"? Was würden Sie einem neuen Freund oder Liebhaber als Erstes erzählen wollen? Welche Geschichten, vorfolgen und quälen Sie, würden Sie nicht erzählen wollen?





Die Forum

Glauben Sie nicht, es sei einfacher, erlebte Geschichten zu erzählen, als erfundene Geschichten über erfundene Personen zu schreiben. Wie bei jedem anderen literarischen Gerne müssen Sie auch für die Erinnerung "einen Text gestalten", wie Annie Dillard es ausgedrückt hat. Wichtig bei der Herstellung ist die Form, für die Sie entscheiden - eine Struktur, die nicht nur einfach ein angemessenes Vehikel für die Fakten sein sollte. Die Form muss den Gegenstand der Erinnerung weiterentwickeln, subtil verschiedene Bedeutungsebenen enthüllen und die Gestalt der Geschichte mit ihrer Struktur ergänzen.
Die Form, in der man Erinnerungen schreibt, variiert stark. Lebenserinnerungen scheint es heute in vielfältigeren Formen zu geben als Romanliteratur.

  • Schreiben Sie eine Erinnerung an jemanden aus Ihrer Kindheit, der nicht zu Ihrer Familie gehörte - einmal aus der Perspektive des Kindes, das Sie waren, dann aus der des Erwachsenen, der sie jetzt sind.



  • Suchen Sie ein Thema, dass einen beständigen Einfluss auf ihr Leben hat. Schreiben Sie die ersten zwei Seiten dieser Erinnerung. Lesen Sie, was Sie geschrieben haben, und notieren Sie Ihre Ideen, wie man das Stück einteilen könnte, ob die Erinnerung chronologisch geordnet werden oder einem anderen Muster folgen sollten.


  • Konzentrieren Sie sich auf ihre Beziehung zu einem Familienmitglied oder einen langjährigen Freund:



Schreiben Sie Geschichten und Anekdoten als Stichwort auf, nach...; der Streit wegen...; die Phase, in der wir... etc.)

Machen Sie eine Liste mit chronologischen Daten von wichtigen Ereignissen, die Sie und diese Person betreffen.
Zeichen Sie eine Linie, die - wie eine Grafik - die Höhen und Tiefen Ihrer Beziehung zu dieser Person im Laufe der vergangenen Jahre zeigt. Vermerken Sie an Bergspitzen und Talsohlen, ob es sich um Zeiten der Nähe, der Probleme, der Unbeschwertheit, der Unstimmigkeiten usw. gehandelt hat.
Über Sie, wie Sie eine lange Erinnerung zu dieser Beziehung strukturieren würden.



Szene, Zusammenfassung und das nachdenkliche Element

Wenn Sie ihre Erinnerungen aufschreiben, erzählen Sie Geschichten. Manchmal besteht die Erinnerung aus nur einer einzigen Geschichte, die mit den Kommentaren des Erzählers durchsetzt ist. Manchmal haben wir ein Thema, das durch viele verschiedene Geschichte illustriert wird. Sie haben viele Möglichkeiten, Ihre Erinnerung zu strukturieren, aber um aus der Geschichte das Beste zu machen, benötigen Sie ein paar Fertigkeiten aus der schönen Literatur. Szene und Zusammenfassung sind zwei wichtige Mittel, um sich durch die Geschichte zu bewegen. Was ich "Nachdenken" nenne, ist ein zusätzliches Element, das in der Fiktion manchmal verwendet wird, für Erinnerungen und Erlebnisberichte jedoch ein unverzichtbarer Bestandteil ist. Mir ist die Zusammenfassung verwenden, während erfahrener Autoren sich dem Nachdenken mit Misstrauen nähern, weil sie „aufzeigen, statt erzählen" getrennt sind.

Um die Elemente Szene und Zusammenfassung zu veranschaulichen, bedienen wir uns aus dem Filmvokabular:

Man kann die Zusammenfassung mit der Weitwinkel- oder Panoramaaufnahme vergleichen - die Kamera bewegt sich langsam rückwärts, filmt erst das Haus, dann die Nachbarhäuser, dann die ganze Stadt, filmt anschließend vielleicht aus der Luft und nimmt die ganze Stadt und den Wald, der sie umgibt, auf. In diesen Bildern sind viele Details enthalten, doch alle werden aus der Distanz betrachtet, so dass keines wichtiger als der andere erscheinen kann.

Die Szene dagegen ist eher wie eine Nahaufnahme: Die Kamera zoomt durch das Küchenfenster heran und hält zwei Personen fest, die am Tisch miteinander reden. Sie richtet sich auf denjenigen, der gerade spricht, und wechselt anschließend zum nächsten, während die Zuschauer hören, was die beiden zu sagen haben. Viele Einzelheiten ist der Küche entgehen dem Publikum: Vielleicht sieht man verschwommen einen blauen Krug aus der Anrichte hinter der einen Person, vielleicht bekommt man eine Ahnung von gelb gestrichenen Küchenwänden. Doch in dieser Szene sind es die Sprecher, um die es geht; es zählt das, was sie sagen. Nur bewusst ausgewählte Einzelheiten sind scharf zu sehen.


Übersetzt ins literarische Vokabular bedeuten diese zwei Darstellungensmittel auch unterschiedliche Zeitspannen:

Die Zusammenfassung verbindet das Ende der einen Szene mit dem Anfang der nächsten, selbst wenn dazwischen ein Jahr liegt, und vermittelt für den Fortgang der Geschichte wichtige Informationen.

Eine Szene dagegen deckt einen kurzen Zeitabschnitt ab; wir drosseln das Erzähltempo auf eine Geschwindigkeit, die dem zeitlichen Ablauf der Wirklichkeit näher kommt. Weil der Autor heranzoomt und das Geschehen nicht auf wenig Zeit verdichtet werden muss, kann der genaue Wortlaut der Gespräche wiedergeben, die Gesichtsausdrücke, Reaktionen und Gesten und sogar Geräusche, Gerüche und Anblicke aus der nahen Umgebung beschrieben werden. Der Autor kann in den Kopf einer Figur schauen und uns erklären, was nicht ausgesprochen wird, erkannt die Mimik beschreiben und interpretieren. Er entscheidet, welche Einzelheiten in der Nahaufnahme auftauchen.

Wenn Sie beginnen, Ihre Zusammenfassung mit Szenen zu durchsetzen, dürfen Sie sich nicht nur auf diese Szene verlassen, und den Text spannend unter interessant zu machen. Auch Zusammenfassung kann und soll die Geschichte mit aussagekräftigen, sensorischen Details versorgen und ist sicherlich mehr als nur eine Methode, größere Zeitabstände zu überbrücken.

  • Denken Sie an ein Ereignis in Ihrem Leben, als sie Jünger als zwölf Jahre alt waren. Beschreiben Sie das Ereignis in der ersten Person mit einfachen Worten, ohne darüber nachzudenken.


  • Lesen Sie diese Erzählung und denken Sie eine Weile darüber nach. Versuchen Sie herauszufinden, wovon diese Geschichte wirklich handelt - was hinter den offensichtlichen Tatsachen steckt. Denken Sie sich eine Eröffnungssatz aus, der das wirkliche Thema direkt anspricht, wie "Als ich zehn Jahre alt war, erfuhr ich etwas über Loyalität" oder "elterliche Inkonsequenz kann einen in den Wahnsinn treiben" oder auch "Ich war in der vierten Klasse, al ich dem Tot begegnete." Nun schreiben Sie die Geschichte noch einmal mit der erwachsenen Stimme von ersten Satz. Gestehen Sie sich zu, der zu sein, der Sie heute sind, und blicken Sie aus dieser Warte auf das Ereignis zurück.


  • Beschreiben Sie einen ganzen Sommer aus Ihrer Kindheit als Zusammenfassung.


  • Nun verfassen Sie zwei Szenen aus diesem Sommer.


  • Erinnern Sie sich an die gemeinsamen Mahlzeiten in Ihrer Familie. Nutzen Sie dazu Szene, Zusammenfassung und das nachdenkliche Element.





Zeitsprünge

Zum Schreiben von Erinnerungen gehört mehr, als mit dem Anfang zu beginnen und am Ende aufzuhören. Manchmal fängt man an einem bestimmten Punkt in der Zeit an und bewegt sich vorwärts, bis man einen anderen erreicht hat. Ein anderes Mal aber kann es für die Geschichte wichtig sein, dass Sie sich zwanzig Jahre zurückbewegen. Und was, wenn Sie aus der Geschichte heraustreten und as er Gegenwart erzählen wollen? Was, wenn sich die Gesichte über viele verschiedene Zeitabschnitte hinterzieht und Sie sie nicht chronologisch erzählen wollen? Der Leser muss Ihre Bewegung in der Zeit nachvollziehen können, ohne sich ihrer wirklich bewusst zu sein; er muss stets wissen, wo und in welcher Zeit er sich befindet. Das auf elegante Art zu erreichen, ist eine der schwersten Aufgaben eines Autors von Erinnerungen.

  • Suchen Sie sich zwei oder drei Kurzerinnerungen und entwerfen Sie für jede eine Zeitleiste. Notieren Sie die Sätze oder Wendungen, die der Autor verwendet, um besonders Augenblicke, unbestimmte Zeitspanne, den Beginn neuer Perioden etc. zu signalisieren. Kurzerinnerungen finden Sie sowohl im Internet als auch in Sammelbänden und Anthologien. Außerdem werden in Literaturmagazinen regelmäßig Erinnerungen und Essays veröffentlicht.


  • Erzählen Sie die Geschichte von einem Urlaub - im Präsens.


  • Nun erzählen Sie diese Geschichte noch einmal im Imperfekt. Verändern Sie die Geschichte, falls sich Veränderung anbieten. entscheiden Sie, welche Zeit am besten geeignet ist.


  • Beschreiben Sie eine Arbeit oder eine Aufgabe, mit der Sie sich regelmäßig über eine bestimmte Zeitspanne hinweg beschäftigt haben - oder einen bestimmten Aspekt dieser Arbeit oder Aufgabe. Erzählen Sie dies in Vergangenheit. Beginnen Sie mit dem Moment, der der Gegenwart am nächsten ist und gehen Sie von dort aus rückwärts in der Zeit


  • Stellen Sie sich vor, Sie erledigen eine Arbeit, die ihren Kopf frei lässt und es Ihnen erlaubt, nachzudenken. Während Sie diese Arbeit machen, denken Sie an ein Ereignis aus ihrer Kindheit. Ihrer Beschreibung bewegt sich nun vom Hier und jetzt zu ihrer Kindheit und zurück. Schreiben Sie vier Versionen, jede höchsten zwei Seiten lang:



Schreiben Sie alles der Vergangenheit.
Schreiben sie alles im Präsens.
Schreibe Sie "Jetzt" in der Präsenz und "Damals" Imperfekt.
Schreiben Sie "jetzt" im Imperfekt und "Damals" im Präsens.
Die vier Versionen sollten nicht alle gleich sein - versuchen Sie es erst nicht. Änderungen in der Zeit machen meisten auch Änderungen in der Erzählung notwendig.



Die Sinne gebrauchen

Genau wie Orte werden auch Figuren lebendig, wenn man das besondere, aussagestarke, beschreibe Details findet, das den Unterschied zwischen einer Anziehpuppe und einem echten lebendigen Menschen macht. Hier geht es nicht darum, den Leser mit Übermaß an Einzelheiten - vielleicht von der äußeren Erscheinung eines Charakters - zu überfallen, sondern darum, wenige Details auszuwählen, die das Wesen jener Figur beschreiben. Das kann eine sprachliche Eigenheit sein, eine kleine Marotte, die Art, was das Haar ins Gesicht fällt, vielleicht der Duft oder der besondere Gang einer Person.

Wenn sie Ihren ganzen Text mit guten, präzisen beschreibenden Einzelheiten durchsetzen, kann sich der Leser selbst mit den Charakteren bekannt machen. Während er liest, begreift er sie, ohne dass man ihm alles, was wichtig ist, in einer Zusammenfassung servieren müsste.

Jeder Autor, der seine Erinnerungen ausschreibt, muss darauf gefasst sein, erneut mit dem Schmerz - körperlich oder emotional - von damals konfrontiert zu werden... selbst wenn er glaubt, die Ereignisse seien inzwischen so lange her, dass sie keine Macht mehr über den Erzähler haben können. Aber das ist natürlich ein Irrtum. Louis Gates Jr. zum Beispiel erfuhr während der Arbeit an Colored People, dass das Schreiben nicht nur vergrabene Erinnerungen hervorholt, sondern auch eine Therapie erforderlich machen kann, mit der die spezifischen, sensorischen Einzelheiten, die für Autor und Leser die Bedeutung - und manchmal auch den Schmerz - unter der beschreibenden Oberfläche öffnet.

Erinnerungen leben in sensorischen Einzelheiten, nicht in abstrakten Begriffen wie "schön" oder "wütend". Fragen Sie sich bei solchen Ausdrücken immer, auf welche besondere Art etwas oder jemand schön oder wütend ist. Wenn es uns gelingt, den besonderen Geruch der Möbepolitur im Haus der Tante wahrnehmbar zu machen, folgen andere Erinnerungen sehr oft wie von selbst.


  • Denken Sie an ein Haus, in dem Sie lange genug gewohnt haben, um es zu kennen. Zeichnen Sie einen Plan von einer Etage, in dem Zimmer, Türen, Fenster, Möbel etc. zu sehen sind. Bitten Sie jemanden, sich ein Zimmer auszusuchen und mit einem Kreuz zu markieren. Nun schreiben Sie über diesen Raum und gebrauchen Sie dabei alle fünf Sinne.


  • Jetzt wählen Sie einen anderen Ort - innen oder außen - und beschreiben ihn, indem Sie sich auf nur einen Sinn konzentrieren, der nicht der Sehsinn ist.


  • Verfassen Sie ein zweiseitiges Portrait einer Person, die Sie gut kennen oder kannten. Setzen sie alle fünf Sinne ein. Wie hört sich diese Person an? Welcher Geruch umgibt sie? Wie fühlt sie sich an - ihre Haut, Haare, der Stoff ihrer Kleider?


  • Versuchen Sie in einem weiteren zweiseitigen Portrait durch sensorische Einzelheiten auszudrücken, was Sie der Person gegenüber empfinden oder empfanden. Versuchen Sie, nur zu zeigen.


  • Wählen Sie einen Tag oder den Teil eines Tages aus und ordnen Sie ihm eine Farbe zu. Beschreiben Sie diesen Teil und machen Sie dem Leser verständlich, welche Bedeutung die Farbe hat, warum Sie denken, dass dies eine "gelber Tag" oder ein "dunkelblauer Nachmittag" ist.





Beim Namen nennen

Namen von Leuten, Orten, Geschäften, Flüssen und so weiter - konkrete Einzelheiten - können eine große Rolle dabei spielen, wenn es darum geht, Ihre Erinnerungen glaubhaft und interessant zu machen. In machen Fällen implizieren Namen mehr Geschichte und Bildhaftigkeit, als ein Schriftsteller zu beschreiben in der Lage wäre.

  • Denken Sie an einen Ort aus Ihrer Kindheit. Mit welchen Namen und Bezeichnung können Sie diesen Ort in Verbindung bringen? Machen Sie eine Liste von Straßennamen, Regionen, bestimmte Plätze, Parks, geografischen Merkmalen, Flüssen Bächen, Kanälen, Mooren, Wäldern. Denken Sie auch an Gebäude, Geschäfte und anderes, zu dem Ihnen ein Name einfällt. Anschließend schreiben Sie eine Erinnerung, in die Sie einige dieser Namen einflechten.



  • Stellen Sie sich in einem bestimmten Alter zwischen acht und fünfzehn Jahren vor. Welche zehn Menschen haben damals für Sie eine Rolle gespielt haben - außer Ihren Eltern, Großeltern und Geschwistern. Konzentrieren Sie sich auf Freunde, Gleichaltrige, Lehrer, Trainer, Erwachsene, die Sie aus bestimmten Lebensbreichen kannten. Schreiben Sie die Namen so auf, wie Sie diese Menschen damals bezeichnet haben. Nun lesen Sie dieser Liste jemanden vor und bitten Sie ihn, einen Namen auszusuchen. Notieren Sie alles, was Ihnen zu dieser Person einfällt. Anschließend verfassen Sie ein anhand dieser Notizen ein zweiseitiges Portrait dieser Person.



  • Verfassen Sie Kurzportraits anderer Leute, die Auf dieser Liste auftauchen.


  • Denken Sie an einen Straßennamen in dem Ort, in dem Sie einmal gelebt haben. Beschreiben Sie die Straße ausführlich und genau. Beziehen Sie Geschäfte, Häuser und jeden, den Sie dort kannten, mit ein. Denken Sie auch an Ereignisse und Vorfälle, die Sie mit diesen Straßen verbinden.



  • Denken Sie an eine Person, die Sie einsam gut gekannt, aber seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Schreiben Sie über diese Person und beginnen Sie mit: "Als ich das letzte Mal mit XY gesprochen habe...“


  • Denken Sie an einen Ort, eine Landschaft, eine landschaftliche Besonderheit, deren Namen sie Mögen. Schreiben Sie darüber, indem Sie sich auf den Klang und das, was Sie damit assoziieren, konzentrieren.





Wie schreibt man über wirkliche Menschen?

Wir alle haben eine Verantwortung den Menschen gegenüber, deren Leben mit dem unseren zusammenhängt. Nehmen wir an, deren Leben mit dem unseren zusammenhängt. Nehmen wir an, Sie wollen über eine gescheiterte Beziehung schreiben. Vielleicht müssen Sie etwas über Ihren schwulen Bruder, der sich noch nicht geortet hat, schreiben, über die erste Periode Ihrer heranwachsenden Tochter, über den Nervenzusammenbruch einer eigenen Freundin. Jeder von uns muss die Gründe, weshalb wir eine Geschichte schreiben wollen, sehr genau gegen den möglichen Schaden, den man damit einem anderen Menschen antun könnte, abwägen. Manchmal ist das kein Problem: Sie sind sicher, dass ihre Geschichte vielen Lesern Einsicht und Erkenntnis bringen wird, und der, der darin erwähnt wird, vielleicht nur ein wenig verärgert sein könnte, aber kein Nachteil zu befürchten hat. Viel öfter fällt es jedoch schwer zu entscheiden, was wichtiger ist: Ihr Bedürfnis, diese Geschichte zu schreiben oder ihr Unversehrtheit einer realen Person - ab also die Bedeutung Ihrer Geschichte für viele Leser wichtiger ist, als die Furcht eines Einzelnen vor öffentlicher Bloßstellung und Demütigung.


  • Schreiben Sie über eine Person, die Sie hassen, von der Sie wissen, dass sie das Portrait niemals lesen wird.



  • Schreiben Sie darüber, wie es wäre, wenn diese Person Ihr Portrait doch lesen würde.


  • Schreiben Sie über etwas in Ihrem Leben, für das Sie sich schämen.


  • Schreiben Sie darüber, wie es wäre, wenn Bekannte diese Peinlichkeit lesen würden. Dann schreiben Sie darüber, wie es wäre, wenn ein Fremder sie lesen würden. Aber vergessen Sie nicht, dass Sie diesem Text in Wirklichkeit natürlich niemanden zeigen müssen.



  • Zählen Sie auf, über wen oder was Sie nicht schreiben würden, wenn Sie wüssten, dass der Text veröffentlicht werden würde. Anschließend erklären Sie auf mindestens einer Seite, warum nicht.


  • Schreiben Sie über eine Person oder ein Ereignis dieser Liste, so, als wenn Sie dem Text niemanden zeigen müssten. Überlegen Sie anschließend, ob Sie ihrer Begründung, warum Sie den Text nicht veröffentlichen wollen, nun noch etwas hinzuzufügen haben. Überlegen Sie auch, ob es Möglichkeiten gibt, die Geschichte oder die Personen so zu verändern, dass man sie nicht mehr erkennen kann.





Interne und externe Welten

Wer Erinnerungen schreibt, muss aufpassen, dass er sich nicht zu sehr von der Welt verschließt. Erinnerungen müssen sehr persönliche Geschichten sein, und sie führen sie zwangsläufig in ihr Inneres. Aber die Arbeit an der eigenen Geschichte kann Sie manchmal so intensiv und ausschließlich mit der eigenen Psyche verbinden, dass Sie irgendwann auf der einsamen Insel Ihres Lebens stranden und jegliche Verbindung zum Festland gekappt werden.

Obwohl die Arbeit mit ihrem Ich Vorsetzungen für Ihre Geschichte ist, müssen Sie an einem bestimmten Punkt einen Schritt zurücktreten und mit Abstand lesen, was Sie geschrieben haben. Fragen Sie sich, ob ihre Geschichte auch jenseits Ihres Innenlebens - in der Außenwelt nämlich - verankert ist, denn das ist aus verschiedenen Gründen sehr wichtig. Vor allem erlaubt es Ihrem Leser, sich in Ihrer Geschichte zu orientieren. Kulturelle Zusammenhänge und Bezugsnahmen wie aktuelle Popsongs oder Kinotitel, historische Ereignisse, besondere Sportwettkämpfe, Moden, Trendnahrungsmittel erklären der Setting, Zeit und Schauplatz der Handlung.

  • Denken Sie an ein Ereignis von historischer oder kultureller Bedeutung. Schreiben Sie darüber, wie Sie persönlich dieser Ereignis erleben haben und welchen Einfluss es auf Ihr Leben hatte.


  • Schreiben Sie vier Seiten über das Leben in Ihrer Familie in einem ganz bestimmten Jahr, indem Sie kulturelle Elemente, die bei Ihnen zu Hause eine Rolle spielen mit einbeziehen.



  • Schreiben Sie nicht mehr als vier Seiten über einen wichtigen Schritt in Ihrem Selbstverständnis - eine Erkenntnis, die Ihre Psyche betrifft, das Ende einer Verwirrung etc. Sie werden sich größtenteils auf Ihr Innenleben konzentrieren. Nun fügen Sie Abschnitte von insgesamt zwei weiteren Seiten ein, in denen Sie das Innenleben mit der externen Welt verbinden.



  • Schreiben Sie vier Seiten über Ihr spirituelles Leben: über Religionserziehung oder fehlende Religionserziehung oder eine unabhängige spirituelle Erfahrung. Kombinieren Sie den inneren Dialog - Ihre Gedanken und Gefühle - mit externen Ereignissen und Schauplätzen.



  • Schreiben Sie über ein Buch, dass eine große Bedeutung für ihr Leben gehabt hat, für einen Leser, der es nicht kennt. Kombinieren Sie die Informationen über das Buch, mit einer Untersuchung der Wirkung, die es auf Sie persönlich hatte.



  • Beschreiben Sie auf drei Seien einen Job, den Sie gemacht haben. Gehen Sie dabei auf Mitarbeiter, die Arbeit selbst und ihre Beziehung zur Welt im Allgemeinen mit ein und erzählen Sie, wie Sie die Arbeit empfanden und wie sie Sie beeinflusst hat.

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