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Drehbuch

Schreibtischtäter > Literarisches Schreiben > Genre

Bevor ein Drehbuch real auf dem Papier steht, sieht sich jeder angehende Autor zunächst mit einem mächtigen Stapel schneeweißen, leeren Papiers konfrontiert. Der leere Stuhl, der Schreibtisch, ein einziger Vorwurf. Irgendetwas Undefinierbares treibt den Autor an, und vielleicht existiert bereits eine vage Idee, wie man die ca. 100 Seiten mit Inhalt füllen kann.

Auch wenn man noch so romantische Vorstellungen von dem Job in sich trägt: Drehbuchschreiben ist harte Arbeit. Man muss sich zwingen, sich täglich daran zu setzen, wie bei jedem anderen Beruf auch, sind acht bis zehn Stunden am Tag recht sinnvoll. Kreativität lässt sich ohne Disziplin nicht ernsthaft auswerten!


Sie stehen sicher nicht allein mit dem Problem, sich jeden Arbeitstag aufs Neue wieder in Ihre Geschichte einfinden, einfühlen zu müssen. Dazu gehört nicht nur Konzentration, sondern auch das banale „einlesen“ in die bisherigen Abläufe, Zusammenhänge und Atmosphären. Was war vorher, was kommt danach?


Die richtige Stimmung

Drehbücher schüttelt man nicht aus dem Ärmel. Man sollte versuchen, während des Schreibens den eigenen Alltag auszublenden. Manche Autoren versetzen sich mit zurückhaltender Musik in die geeignete Stimmung, andere brauchen absolute Ruhe. Es gibt Autoren, die mit Papier und Bleistift im Park sitzen, andere brauchen ihren vertrauten Schreibtisch und die zahllosen Zettel an der Pinnwand. Manche schreiben direkt am Computer, andere hacken noch mechanisch in die Schreibmaschine. Kurzum: Jeder Autor ist anders. Und jeder hat seine liebe Not mit der langen, langen Phase des Drehbuchschreibens.

Entgegen anders lautenden Gerüchten ist Rotwein übrigens in keiner Weise kreativitäts- fördernd. Die einzige feststellbare Wirkung ist, dass man beim Schreiben schneller zufrieden ist. Damit später die Redakteure und Zuschauer genauso zufrieden sind, empfiehlt es sich, diesen ebenfalls die nötige Menge Rotwein einzuflößen...


Guter Rat

Die Drehbucharbeit ist häufig eine einsame, mit viel Unsicherheit, manchmal sogar Verzweiflung verbundene Tätigkeit. Wie gerne möchte man sich doch professionellen Rat einholen. Die Buchläden sind voll von Büchern über das Drehbuchschreiben. Die meisten Ratgeber bestehen aus eine langen Reihe von Geboten. Du sollst dies und musst jenes...

Und selbstverständlich versuchen all diese Ratgeber zu vermitteln, dass man eigentlich nur eine Stichwortliste abhaken muss, damit sich der Bestseller mehr oder weniger von allein schreibt. Verständlicher Antrieb, an den Lippen der Drehbuchgötter zu kleben, ist die eigene Unsicherheit. Doch wenn man in einem fort nur teure Seminare besucht, Bücher studiert und seinen Rechner stets mit der neuesten Drehbuch-Textverarbeitung füttert, kommt man selbst nicht zu dem wichtigsten Werkzeug, dem Schreiben selbst!


Tatsächlich können derartige Richtlinien den natürlichen Erzählfluss Ihrer persönlichen Geschichte sogar stark behindern:

Wer ständig nur auf Struktur und Aufbau eines Drehbuchs achtet, verliert den eigentlichen Sinn und Hintergrund völlig aus den Augen.


Wer dauernd nur beachtet, wie Drehbuchautoren angeblich zu formulieren haben, erzählt nicht mehr aus sich selbst heraus und wird damit sich selbst fremd.


Wer Spannungsbögen nach Seitenzahlen zu schreiben versucht, verrät seine Geschichte! Die hat nämlich eine individuelle innere Dynamik.



Dem Herzen folgen

Versuchen Sie erst einmal, in Ihren eigenen Worten und mit Ihrem Aufbau die Geschichte zu erzählen. Man kann später noch immer überprüfen, was optimiert werden sollte. Lassen Sie Ihre Filmfiguren das tun, was sie möchten, und das sagen, was sie von Ihnen hören wollen! Nur so können Sie aus Ihrer ganz eigenen Sicht und Perspektive die Geschichte vermitteln, sich von anderen unterscheiden.



Und erst wenn man aus sich selbst heraus die Geschichte niedergeschrieben hat, ergibt es wirklich Sinn, professionellen Rat in Form von Drehbuchdocks (Script Doktors) oder Kommentaren vertrauenswürdiger Personen einzuholen. Anmerkungen und Hinweise kann man dann gewissenhaft überprüfen, sinnvolle Punkte umsetzen, Unsinniges einfach ignorieren. Denn viele Tipps und Vorschläge drängen Ihre Geschichte in die falsche Richtung. Häufig werden konkrete Vorschläge gemacht, welche Figuren man streichen, welche Szenen weglassen sollen etc.


Aber vergesse nicht: Du alleine bist der Filter, der aus all den Hinweisen die für Ihr Buch richtigen herausfiltern muss.



Mehr als nur ein Bauplan

Ein Drehbuch zu verfassen, ist eine Kunst für sich, aber wenn das Werk fertig ist, soll es auch nach etwas aussehen! Die äußere Form eines Drehbuchs kennt zwar weltweit einige Variationen, letztlich sind die Grundprinzipien aber seit den 30er Jahren überall recht ähnlich.


Drehbücher sollen einerseits den künftigen Film, seine Geschichte und seine Bilder dem Leser visualisieren helfen, andererseits sollen die Kalkulation sowie die Planung und Vorbereitung auf verschiedensten Ebenen (Produktion, Cast, Ausstattung, Kostüm, Kamera etc.) möglichst vereinfacht werden. Die verschiedenen Departments müssen das Drehbuch nämlich unter ganz unterschiedlichen Aspekten analysieren und sich Auszüge zu jeder Szene erstellen. Es gibt deshalb grundlegende Vorgaben, die gar nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun haben.


In der Szenenzeile


  • Um welche Szene handelt es sich (Nummer)?



  • Wo findet die Szene statt (Motiv)?



  • Wann findet die Szene statt (Tag/Nacht)





Im Seiteninhalt


  • Wer spielt in der Szene mit?



  • Welche Personen außer den Darstellern tauchen auf (Komparsen)?



  • Welche Besonderheiten wie Tiere, Fahrzeuge, Stunts, Specials kommen vor?



  • Zu welchen anderen Szenen im Buch hat diese Szene Anschluss?





Informationen durch die Formatierung der Seite



  • Wie hoch ist der Anteil an Dialog?



  • Wie hoch ist der Anteil an Handlung?



  • Wie lang ist die Szene insgesamt?





Worauf läuft es hinaus?

Einige Produzenten glauben, da sie diese Layout vorgaben verinnerlicht haben, die Kosten eines Drehbuchs – auch ohne es zu lesen – vom bloßen Durchblättern und „in der Hand wiegen“ einschätzen zu können. Diese Art von Briefwagen-Kalkulation gehört allerdings eher in das Reich der Legenden!


Darüber hinaus gibt es natürlich auch stilistische Vorgaben, die aber von Land zu Land abweichen. In den USA hat sich seit den 30er Jahren ein relativ einheitliches Muster durchgesetzt und gehalten (s. Amerikanische Drehbücher). Sogar die Schriftart (Courier) ist starr geblieben, vermutlich um den Mythos des Kaffeetrinkenden Autors vor seiner mechanischen Schreibmaschine aufrecht zu erhalten.


Last but not least kommt es natürlich wie bei allem in der Welt auch auf die Verpackung an. Auf Papier, auf Farben, auf Bindung, ja manchmal sogar auf den Umschlag, in dem das fertige Werk dann auf dem Schreibtisch landet...



Die Aufmachung

Alle ernsthaften Redakteure, Regisseure, Mitglieder in Fördergremien und Agenten werden fest behaupten, ein gutes Drehbuch könne man zur Not sogar auf Packpapier abgeben. Wenn es gut sei, käme es auf die Aufmachung überhaupt nicht an.

Und doch, beinahe jedem Drehbuchautor geht es so: Nach langer, oft jahrelanger Arbeit ist das Drehbuch endlich fertig und muss nun für Förderanträge oder Einreichung bei TV-Sendern fotokopiert und gebunden werden.


Da steht er nun, der Autor im Copyshop und die freundliche Dame hinter der Theke fragten ihn, welche Kartonstärke die Umschlagseiten, welche Farbe, welche Bindung das Drehbuch haben soll.


Vielleicht eine rosa Schleife?


Plötzlich kommt so etwas wie Mystik ins Spiel: War nicht seinerzeit das Drehbuch mit dem gelben Umschlagkarton überall abgelehnt worden? – Bloß kein Gelb diesmal!


Rot! – obwohl, das wirkt vielleicht zu aggressiv, man hat ja eine sensible Geschichte geschrieben... vielleicht schwarz – Nein, erinnert an Beerdigung, blau, ja natürlich blau.


Gott sei Dank, die Kartonfrage ist geklärt...


Doch nicht? – Uni oder marmoriert? Glatt oder Strukturiert? Titel auf den Karton kopieren? Vielleicht eine rosa Schleife...


Der Autor könnte Stunden vor den Papiersorten verweilen, begutachten, tasten und beschwören...


Um diesem Thema etwas mehr Klarheit zuteilwerden zu lassen...


Die meisten Drehbücher sind optisch sehr schlicht gehalten. Format: DIN A4. Der Umschlagkarton sollte nicht gemustert sein, und die Farbauswahl ist wirklich reine Geschmackssache. Die meisten Autoren verzichten auf allzu knallige Farben bei der Umschlagwahl.



Autor und Titel

Meistens sind Titel und Autor nicht auf den oberen Umschlag, sondern auf das oberste weiße Blatt gedruckt. Häufig wird auch statt eines Deckkartons eine durchsichtige Folienseite mitgebenden, durch die man dann Titel, Autor(in) und Fassung (z. B. 3. Fassung vom 5.12.2000) lesen kann. Auch die Anschrift des Autors sollte sich dort befinden.

Es gibt allerdings auch Aspekte, unter denen man Datum und Fassung zu nennen, vermeiden sollte. So kann es leicht vorkommen, dass Redakteure oder Förderer aus dem Datum den Schluss ziehen, ein Buch sei vielleicht schon zu lange in der Schublade gewesen, oder es sei zu oft überarbeitet worden. Deshalb lassen Profis bei ihren Büchern Datum und Fassungsnummer gerne weg.

Manche Autoren stellen dem eigentlichen Drehbuch eine Liste der Figuren, evtl. mit kurzer Charakterbeschreibung voran. Dieses Relikt aus dem Theater kann man sich getrost sparen.



Bindung

Was die Art der Bindung angeht, so ist alles möglich. Klebebindung, Buchbindung, Metallbindung, Spiralbindung oder auch simple Schnellhefter mit Lochung der Drehbuchseiten. Viele Kopierstraßen bieten heute automatische Klebebindung im Gerät an, die ist völlig okay.

Das gilt nicht für die Regie, da muss die Möglichkeit bestehen, beliebig Zusatzseiten einzufügen.

Da man ohnehin immer irgendwo steht, mit dem Drehbuch in der Hand, kann man sich das Drehbuch bei Spiralbindung so umklappen, dass die jeweils aktuelle Seite, an der gerade gedreht wird, oben ist. Bei Klebebindung muss man das Buch immer aufgeschlagen haben, hat also praktisch die Fläche von 2 DIN A4 Seiten in der Hand, das ist unpraktisch.
Papier.

Als Papier für die Drehbuchseiten nehmen Sie vorzugsweise weißes 80-Gramm Papier. Das Umweltschutz-Grau verschlechtert die Lesbarkeit, das muss nicht sein. Dickeres Papier (90 oder 100 Gramm) fühlt sich möglicherweise etwas „wertiger“ an, erhöht aber das Gewicht des Buches. Und wer weiß, wie viele Drehbücher die Redakteure wieder ins Wachende mitschleppen müssen?

Das Buch soll auf jeden Fall angenehm in der Hand liegen, schlechte Bindesysteme, bei denen man sich sogar in die Hand schneiden kann, wenn man an der Bindung entlang fährt, sind weniger geeignet, beim Leser Begeisterung hervorzurufen.

Bei solch perfekter Verpackung lohnt es sich doch schon fast, auch einen hervorragenden Inhalt mitzuliefern, oder?


Technik

Bevor wir in die Tiefen des Drehbuchschreibens einsteigen, wollen wir ein paar Grundüberlegungen anstellen, die vor allem technischer Natur sind.

Früher, bevor Textverarbeitungsprogramme und Computer zum Alltag gehörten, war die Formatierung und das Schreiben eines Drehbuchs beinahe Sklavenarbeit.



Schreibmaschinen

Die Schreibmaschinen ließen nur wenige Tabulatoren und nur einen Schriftgrad zu. Und wenn man etwas umstellen wollte, musste man ganze Seitenkomplexe neu tippen oder die Seitennummern überkleben.


Manchmal versuchte man sich zu retten, indem man Passagen ausschnitt, neu zusammenklebte, fotokopierte. Es war die Hölle!

Wer es sich leisten konnte, beauftragte Schreibbüros mit der Reinschrift, ein bis vor 20 Jahren noch florierendes Gewerbe.

All dies ist Geschichte. Heute können Sie einzelne Szenen oder ganze Blöcke in der Textverarbeitung problemlos verschieben oder umstellen und mit einer selbst eingerichteten Dokumentvorlage in jeder gängigen Textverarbeitung Ihr Drehbuch absolut professionell layouten.

Typenrad einer „luxuriösen“ elektrischen Schreibmaschine mit Korrekturspeicher für 12 Buchstaben!


Drehbuchprogramme

Es gibt auch Drehbuchprogramme, welche die gleiche Arbeit erledigen und noch ein paar ergänzende Features besitzen. Sie sind allerdings unverhältnismäßig teuer und werden die Verkaufschancen Ihrer Drehbücher kaum verbessern. Die meisten bieten zusätzlich zu den Formatierungen noch eine Systematik, die Sie an die wesentlichen Grundlagen der Drehbucharbeit erinnert.

Solche Programme kümmern sich neben der Formatierung vornehmlich um die Erfüllung grundsätzlicher Anforderungen an ein gutes Drehbuch, etwa die Frage nach dem Protagonisten, dem Antagonisten, ihre Ziele und zu überwindenden Hindernisse.

Eine solche Liste mit den Namen der Hauptfiguren, ihren Charakterzügen und Absichten sieht recht hübsch aus, ist aber nicht wirklich essenziell für die Drehbucharbeit. Man muss sich, auch wenn man das Drehbuch mit einer klassischen Textverarbeitung erstellt, über die einzelnen Figuren und den Erzählbogen im Klaren sein.

Auch wenn sich die Geister hier scheiden: Sie benötigen kein Drehbuchprogramm, um ein gutes Drehbuch zu schreiben; andererseits stört es auch nicht dabei, wenn Sie das (viele) Geld dafür übrig haben.


Das Layout

Die Seiteneinstellungen sind recht einfach: Damit man das Buch vernünftig lochen kann, sollte der linke Rand breiter als der Rechte sein. 3 cm für den linken Rand sind ein guter Wert, der Rechte kann 1,5 bis 2 cm haben. Darüber hinaus sollten der obere und untere Seitenrand je ca. 2 cm betragen, abhängig davon, welchen Text Sie noch in die Kopf- und Fußzeile einbauen wollen. Eine fortlaufende Seitennummerierung sollte in jedem Fall eingerichtet werden. Drucken Sie Drehbücher immer einseitig, nicht doppelseitig!



Hier ein paar Formatierungen für ein typisches Drehbuch (Formatvorlagen für Microsoft Word), die man auf jede der gängigen Textverarbeitungen übertragen kann:


  • Außen/Tag




Schriftart: Arial, 8 pt, Deutsch (Deutschland), Zeichenskalierung 100%, Rechtsbündig, Zeilenabstand genau 12 pt, Abstand Nach 3 pt, Absatzkontrolle, Absätze nicht trennen, Textkörper



  • Dialogname



Schriftart: Arial, 10 pt, Großbuchstaben, Deutsch (Deutschland), Zeichenskalierung 100%, Einzug: Links 3 cm Linksbündig, Zeilenabstand genau 17 pt, Abstand vor 6 pt, Absatzkontrolle, Absätze nicht trennen, Textkörper


  • Dialoganmerkung



Schriftart: Arial, 10 pt, Kursiv, Deutsch (Deutschland), Zeichenskalierung 100%, Einzug: Links 3 cm Linksbündig, Zeilenabstand mindestens 10 pt, Absatzkontrolle, Absätze nicht trennen, Textkörper



  • Dialogtext



Schriftart: Arial, 12 pt, Deutsch (Deutschland), Zeichenskalierung 100%, Einzug: Links 3 cm Linksbündig, Zeilenabstand genau 14 pt, Absatzkontrolle, Zeilen nicht trennen, Textkörper


  • Handlung



Schriftart: Arial, 12 pt, Kursiv, Deutsch (Deutschland), Zeichenskalierung 100%, Block, Zeilenabstand mindestens 12 pt, Abstand vor 2 pt Nach 2 pt, Absatzkontrolle, Textkörper


  • Szenennummerierung




Formatvorlage des nächsten Absatzes: Standard

Standard + Schriftart: Arial, 8 pt, Fett, Nicht Kursiv, Kapitälchen, Unterschneidung ab 14 pt, Rechtsbündig, Zeilenabstand genau 8 pt, Abstand Nach 0 pt, Absätze nicht trennen, Ebene 1, Gliederung


  • Ortsbeschreibung



Schriftart: Arial 10pt, Fett, Großbuchstaben, Deutsch (Deutschland), Zeichenskalierung 100%, Linksbündig, Zeilenabstand einfach, Absatzkontrolle, Absätze nicht trennen, Textkörper



Das perfekte Drehbuch

Rezepte für das Drehbuchschreiben gibt es wie Sand am Meer. Und wie in der Medizin sind die Rezepturen höchst unterschiedlich. Das ist auch ganz verständlich. So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich ihre Geschichten und Ihre Sichtweisen.

Doch einige Dinge gibt es dann doch, die man sich beim Schreiben zu Herzen nehmen sollte, und die im Movier-College nicht unerwähnt bleiben sollen. Und es gibt vorbereitende und begleitende Arbeiten während des Schreibens, die wir nach und nach an dieser Stelle vorstellen werden.

Wenn Sie noch nicht genug Lebenserfahrung haben, „aus dem Bauch heraus“ Geschichten zu erzählen, dann nutzen Sie die Werkzeuge des Journalismus. Recherchieren Sie am realen Leben, was sie in Ihrer Fiktion beschreiben möchten.

Schaffen Sie Hauptfiguren, die interessant sind. Besonders wichtig ist, Ihnen etwas Eindeutiges, Individuelles zu geben. Was macht die Hauptfigur besonders gerne? Wofür lieben ihre Freunde die Hauptfigur? Was kann sie besonders gut, was überhaupt nicht? Wovor hat sie Angst? So wie Sie über verschiedene Menschen in ihrem Umfeld (Freunde, Nachbarn, etc.) Antworten auf diese Fragen haben, müssen Sie auch Antworten für Ihre Drehbuchfigur finden.

Auch wenn die Versuchung noch so groß ist, versuchen Sie nicht alle guten Ideen in ein einziges Buch hineinzupacken. Wählen Sie nur die geeigneten und schreiben Sie die übrigen auf in Ihr Archiv. Sie haben keines? Dann ist es Zeit, eines einzurichten. Das kann eine normale Textdatei oder aber eine Datenbank sein. Dort können Sie unter verschiedensten (möglichst eindeutigen) Überschriften Ihre Ideen festhalten. Bei Ihren nächsten Büchern können Sie dann darauf zurückgreifen.

Überarbeiten Sie bereits fertige Szenen immer wieder, bis sie optimal sind. Im Prozess des Schreibens verändert sich die Perspektive auf alle Szenen, auch jene, die in Ihren Augen bereits schon optimal aussahen. Allerdings braucht man dafür ein wenig (zeitlichen) Abstand.



Optimal ist es, wenn man sich erlauben kann, das Drehbuch für einige Wochen zur Seite zu legen, es zu vergessen und dann wieder daran zu arbeiten.


Um den Leser bzw. Zuschauer zum Verbündeten zu machen, sollte dieser möglichst rasch die Hauptfiguren kennen lernen und begreifen, worin deren Hauptkonflikte und Absichten bestehen. Dann kann er leichter eintauchen in ihre Welt und an den Wendungen der Figuren teilhaben.


Wichtig: Möglichst wenig sollte vorhersehbar sein. Überraschungen, Unvorhersehbares halten den Zuschauer in einem wachen, interessierten Zustand, was wohl als Nächstes geschehen könnte.


Drehbücher werden nicht von „normalen“ Literaturfreunden gelesen, die sich ein Buch kaufen, und dann in ihrer Freizeit oder abends darin lesen. Sie werden von Menschen gelesen, die recht viele davon gestapelt auf ihrem Schreibtisch liegen, und so gut wie keine überschüssige Zeit haben.


Wenn Sie möchten, dass diese Ihr Buch auch wirklich lesen, müssen Sie dafür sorgen, dass bereits die ersten 5-10 Seiten den Leser fesseln. Dafür ist wichtig, dass Ihr Drehbuch aufrichtig geschrieben ist und möglichst frei ist von Unnötigem. Jede Szene soll, genau wie der spätere Film, den Zuschauer mehr in die Geschichte hineinziehen und ihn neugierig machen, wie es denn weitergeht.


Örtlichkeit und Szenen

Filme setzen sich aus einer Vielzahl von Szenen zusammen. Entsprechend müssen auch die Drehbücher, auf denen die Filme basieren, eine Szenenstruktur aufweisen. Für die Gestaltung ist zunächst einmal wichtig:


1. An welcher Stelle in der Geschichte befindet sich diese Szene?


2. An welchem Ort, welchem Motiv findet diese Szene statt?


3. Welche Örtlichkeit mit unserem Helden/unserer Heldin ist ihr vorausgegangen, welche wird ihr folgen?


4. In welcher Befindlichkeit, an welchem Punkt seines/ihres Weges durch die Geschichte befindet sich unser Filmheld/unsere -heldin?


5. Welche Entwicklung wird in dieser Szene vorangetrieben?

6. Welchem Zweck dient diese Szene?

Besonders für junge Autoren fällt es nicht immer leicht zu entscheiden, wo eine Szene endet und eine neue beginnt. Man kann diese Frage räumlich beantworten. Wenn man sich räumlich an einen anderen Ort begeben muss, um die Fortsetzung der Handlung zu verfolgen, so beginnt eine neue Szene. Auch der Wechsel von Innen nach außen bedeutet meistens einen Szenenwechsel.


Grundlegende Angaben


Geschlossene Räume können Enge und Aufgeschlossenheit ausdrücken

Die formale Gestaltung von Drehbuchseiten ist ja bereits an anderer Stelle beschrieben. Die Szenenzeile gibt Auskunft über Tageszeit, Örtlichkeit und Innen/Außen. Letztere Position war besonders früher im amerikanischen Studiosystem wichtig, um die Kosten und den Aufwand eines Projekts bereits beim Überschlagen der Seiten erfassen zu können. Innenmotive wurden damals fast automatisch im Studio gebaut und waren damit preiswerte und wetterunabhängige Motive. Außenmotive galten eher als aufwändig und teuer; Drehbücher wurden auch nach diesen Kriterien ausgewählt.


Heute ist das anders. On Lokation zu drehen ist in Europa Standard und die Geräte sind heute viel handlicher als noch vor 50 Jahren. Sie dürfen sich also in der Entscheidung, ob innen oder außen gedreht wird, absolut frei bewegen.


Orte und Assoziationen

Bedenken Sie dabei, dass ein Innenmotiv häufig Enge, Eingeschlossenheit, Gemütlichkeit, Schutz oder Intimität signalisiert. Außenmotive vermitteln dagegen Weite, Öffentlichkeit, Ferne, Freiheit oder auch Schutzlosigkeit. Die genaue Bewertung hängt natürlich immer von der Geschichte und der konkreten Örtlichkeit ab. Büros strahlen Arbeit, Archive den Zugang zu persönlichen Daten, belebte Straßen Geschäftigkeit oder Labors Forschung aus. Ob Kirchen, Hinterhöfe oder Kanalisation: Örtlichkeiten transportieren aufgrund unserer Erfahrungen eine ganz eigene Bedeutung. Ganz gleich ob unsere Filmfiguren diese Bedeutung akzeptieren oder brechen, die Grundaussage bleibt bestehen. Auch wenn diese ein Picknick auf einem Friedhof abhalten, bleibt es ein Friedhof.


Man sollte sein Motiv möglichst auch nach dem Zweck auswählen, welchen die betreffende Szene erfüllt. In welche emotionale und auch physische Situation soll unser Held/unsere Heldin in der Szene versetzt werden? An welchem Ort, der innerhalb der Filmgeschichte glaubhaft bleibt, wäre die gewünschte Wirkung besonders gut zu erzielen? Soll ein frisch verliebtes Paar sich in einer romantischen Locanta näher kommen oder dürfen sie ihre Gefühle im Ernteeinsatz auf der Ladefläche eines LKW und unter den strengen Blicken der Dorfältesten nur vorsichtig signalisieren? Ein gut gewähltes Motiv kann bereits einen wichtigen Teil der Szene mittragen.


Orte in der Szenenzeile

Ein weites Feld kann die Charaktere schutzlos und ausgeliefert erscheinen lassen


Die Örtlichkeit sollte nur knapp genannt werden. Beschreibungen wie etwa „Ein alter, verfallener Backsteinturm“ sind eindeutig zu lang. „Alter Turm“ genügt völlig.


Nur beschreiben, was wichtig ist Seien Sie bei Ihren Beschreibungen nicht zu detailverliebt. Gerade bei einem Drehbuch sollten Details (Adjektive, Adverbien) stets Dinge unterstreichen, auf die man den Leser oder Zuschauer aufmerksam machen möchte. Wenn man nur in Beschreibungen schwelgt, weil man diese so hübsch findet, verfehlt man sein Ziel, eine klare Geschichte zu erzählen. Wie kann man testen, ob die Beschreibungen stimmig sind?

Stellen Sie sich vor, im Film wären ihre Beschreibungen auch tatsächlich im Bild zu sehen. Nehmen wir eine Sequenz wie:

“Robert geht langsam zwischen den rostigen, aufeinander gestapelten Autowracks hindurch und schaut dabei dem noch immer atemlosen Georg forschend an. Einige der Wracks auf dem lang gestreckten Gelände scheinen noch aus den 60er Jahren zu stammen, sogar der alte Chrom blitzt hier und da noch durch. Nicht weit von einer Baumreihe zieht Georg langsam den Schlüssel zu einem Bankschließfach aus einem roten Umschlag.“


Was sollte die Kamera denn wirklich zeigen? Die Vorstellung, dass die beiden Filmfiguren zwischen gestapelten Autowracks hindurchgehen, ist als Bild denkbar und erzählt dem Zuschauer, dass wir uns auf einem Schrottplatz befinden. Doch die Geschichte mit den 60er Jahren und dem Chrom ist definitiv überflüssig. Wenn Sie unsere Testfrage befolgen, würde dies bedeuten, die Kamera müsste ein paar Autowracks aus den 60ern zeigen und vielleicht sogar noch als Detail irgendwelche Chromteile.

Und dass der Platz lang ist, kann man auch getrost weglassen. Auch die Baumreihe darf, so sie nicht zur Handlung gehört, getrost gestrichen werden. Auch dies wären beide Aufnahmen, die einfach nicht benötigt werden.


Kontraste beleben die Geschichte

Je nach Geschichte können Sie Ihre Filmfiguren durchaus auch in sehr kontrastierende Örtlichkeiten bringen. Das kann die Dynamik Ihrer Geschichte ungemein erhöhen. Versuchen Sie sich bei der Wahl stets auszumalen, was sich für Ihre Figuren aus dieser Örtlichkeit für Situationen ergeben könnten.

Versetzen Sie Ihre Filmfiguren in Örtlichkeiten, die ihnen vertraut sind, können sie sich sicher bewegen. Platzieren sie dieselben Figuren aber in völlig fremden, ihnen ungewohnten Orten, ergeben sich plötzlich völlig neue Möglichkeiten. Ob es der Wildjäger ist, der plötzlich in der Großstadt landet oder das Straßenmädchen, welches sich im Luxushotel zurechtfinden soll. Gut gewählte Örtlichkeiten erzählen manchmal die Szene fast wie von selbst. Die Filmgeschichte nährt sich unentwegt davon.
Der Ort und sein Wetter

Die Auswahl der Wettersituation nimmt Einfluss darauf, wie es den Filmfiguren an ihrem gewählten Ort ergeht. Das romantischste Picknick kann im Wolkenbruch ruiniert werden oder aber die durchnässten Filmfiguren einander noch näher bringen.

Regen oder starker Wind kann noch mehr Kälte und Unbehaustheit in eine Situation bringen, kann Fußspuren verwischen, kann einen Verlierer noch verlorener aussehen lassen.


Orte vermitteln Zeitgefühl

Darüber hinaus können sie auch das Tempo innerhalb einer Szene mitbestimmen. Eine halb verfallene Tankstelle an einem einsamen Highway vermittelt ein anderes Tempo als die Wartehalle eines Großflughafens oder ein Fischmarkt.

Außerdem können Sie durch die Wahl weit voneinander entfernter Orte oder wechselnder Tages- oder Jahreszeiten auch indirekt Aussagen über die Zeitabstände innerhalb Ihrer Geschichte treffen. Sie haben die Macht, durch die Wahl Ihrer Örtlichkeiten Ihre Filmfiguren auf vielfältige Weise zu steuern.


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