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Romane

Schreibtischtäter > Literarisches Schreiben > Genre

Dieser Begriff umfasst, streng genommen, die Romane, die in England der so genannten "Regencyzeit" spielen. Das ist die Zeit von 1811 - 1820, als der spätere George IV für seinen geistig umnachteten Vater als Prinzregent ("Regent") Großbritannien regierte. Für Geschichten, die ca. dreißig Jahre vor dieser Zeit oder im Viktorianischen Zeitalter spielen (1837 - 1901) gelten ähnliche Regeln.


Ein kurzer Einblick in den geschichtlichen Hintergrund:

George war in seinen Jugendjahren ein hübscher junger Mann gewesen, den die Frauen bewundernd "Prince Florizel" nannten. Er ließ Paläste bauen (Charlton House in London, das schon zu seinen Lebzeiten wieder abgerissen wurde) und in einem exotischen Stilmix aus indischen und chinesischen Elementen den Pavillon in Brighton. Er erwarb Buckingham Palace (den jetzt Königin Elisabeth II bewohnt) für die Krone und gab Windsor Castel sein heutiges Aussehen. Er war ein ebenso leidenschaftlicher Kunstkenner wie Kunstsammler. Dazu ein Lebemann und Genießer. Seine Einladungen waren legendär, bei seinen Banketten wurden bis zu 112 verschiedene Gänge serviert. Dies alles verschlang Geld. Mehr Geld als George besaß.Bereits in jungen Jahren musste er immer wieder bei seinem Vater (dem beim Volk beliebten und aufgrund seiner Vorliebe für Gartenarbeit "Farmer George" genannten) George III und beim Parlament um Aufstockung seiner Apanage bitten. Um mehr Geld zu bekommen hatte er sich aus Gründen der Staatsräson1795 bereit erklärt Caroline von Braunschweig zu heiraten - eine Frau die er bis zu ihrem Tod abgrundtief hassen sollte. Daneben hatte George zahlreiche Liebschaften. Allen voran die Katholikin Maria Fitzherbert, die er einer geheimen Zeremonie lange vor seiner offiziellen Eheschließung, sogar geheiratet hatte - obwohl ein Thronfolger ohne die Zustimmung des Königs nicht heiraten darf und eine Heirat mit Katholiken nicht erlaubt ist.Historisch gesehen ist die Regencyzeit auch die Zeit der Kriege gegen Napoleon, die Zeit des Wiener Kongresses und der Schlacht von Waterloo im Juni 1815. Durch die industrielle Revolution waren viele Menschen gezwungen sich Arbeit in den Städten (allen voran London) zu suchen. Verwundete Soldaten kamen aus dem Krieg zurück und hatten kein Einkommen. Die Armut unter der Bevölkerung war groß - die Kriminalitätsrate stieg rasch an. Das Volk hatte keinerlei Verständnis für die Verschwendungssucht ihres Prinzregenten.ür die vornehmen Familien "der Gesellschaft" war es jedoch eine lebhafte Zeit. Während der "Saison" vergnügten sie sich bei Picknicks, Bällen, Pferderennen und Kartenpartien in der Großstadt. Und versuchten ihre Töchter bestmöglich zu verheiraten. Den Rest des Jahres kümmerte man sich um seinen Stammsitz auf den Lande und lud im Herbst zur Jagd.
Obwohl die Sitten streng waren, die Patron essen des "Almacksclubs" darüber entschieden, wer in die besseren Kreise aufgenommen wurde, so waren sie noch nicht so prüde, wie sie unter der Regentschaft von Georges’ Nichte Victoria einige Jahre später wieder wurden.


Berühmte Autorinnen von Regency- Romanen:

Regency Romane ist ein eigenes Genre unter den historischen Romanen.der Autorinnen, die in der Regencyzeit selbst ihre Werke schrieben, wie Jane Austen oder die Schwestern Bronte zählt Georgette Heyer (verstorben 1974) sicher zu den wichtigsten und anerkanntesten Vertreterinnen. Natürlich darf auch Dame Barbara Cartland nicht vergessen werden, die mehr als 600 Regencyromane schrieb. Zum Unterschied zu Georgette Heyer setzte sie jedoch auf Geschichten, die stets einem Muster folgten und weniger auf geschliffene Dialoge und spannende Plots.


Inhalt eines klassischen Regency Romans:

Der klassische Regencyromane ist eine Liebesgeschichte zwischen einem Mann (meist aus adeligen Kreisen) und einer Frau. Während der Mann eine Geliebte haben darf (seine "Maitresse"), hat die Heldin auf den "Richtigen" zu warten. Die besten Romane sind die, die nicht nur eine Liebesgeschichte schildern, sondern noch einen oder zwei weitere Handlungsstränge (vielleicht einen kriminalistischen) ineinander verweben. Ein klassischer Regency Roman kennt keine Sexszenen. Ein (freiwilliger) Kuss bedeutet einen Heiratsantrag. Happy End wird erwartet.


Was muss ein/e Autor/In bei einem Regency - Roman (wie bei jedem anderen historischen Roman) beachten?Eine beispielhafte

Aufzählung ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit:

Welche historischen Ereignisse fanden in der Zeit statt? Wie waren die Grenzen des Landes? Herrschte Krieg oder Frieden?


Wer war der/die Herrscher/in? Wie regierte er/sie? Wer waren ihre/seine Vertrauten? Welche Macht hatten diese?


Welche Rechte hatten die Bürger? Gab es Unterdrückung (Von wem ging diese aus? Gegen wen richtete sich diese?)


Welche Orte und Städte waren wichtig? Die beliebtesten Orte der oberen Gesellschaft: London (in der "Saison"), Bath (gegen Ende der Regency Periode nur mehr für älteres, kränkliches Publikum), Brighton (im Sommer), Einladungen zum eigenen Landsitz (im Herbst und Winter).


In welchen Stadtteilen wohnte die gehobene Gesellschaft (z.B. im Londoner Stadtteil Mayfair)? Wo wohnten die Armen? Wo gab es Geschäfte? Welche Geschäfte gab es?


Auf welchem Stand war die Technik? Gab es Eisenbahnen? Welche Erfindungen wurden bereits gemacht - wem waren diese zugänglich?


Wie war die Religion?


Wie war der Stand der Medizin? Gab es Krankenhäuser? Wenn ja: für wen, zu welchen Bedingungen? Welche Krankheiten waren verbreitet? Was waren die Therapien dagegen (Beispiel: Der Prinzregent wurde in seinen letzten Jahren oftmals zur Ader gelassen.)? Was war das durchschnittliche Sterbealter?


Wie wurde die Staatsgewalt ausgeübt (bedenken Sie, dass Polizei und Gerichte, wie man Sie heute kennt, noch relativ "jung" sind)? Wie waren die Strafen für welche Vergehen?


Wie waren die Entfernungen (bedenken Sie die Situation der Straßen, gab es Gehsteige, gab es Straßenbeleuchtung?) Gab es öffentliche Verkehrsmittel?


Wie lautete die Währung? Wie viel verdiente ein Durchschnittsbürger?


Wie waren die gesellschaftlichen Gepflogenheiten?


Spielt Ihre Geschichte in Kreisen der Arbeiter/Bauern/Bürger/Adel/Herrscherhaus - für jede Schicht gelten andere Sitten und Umgangsformen.


Wie kleidete man sich? Gab es bestimmte Regeln? Wer bestimmte diese Regeln (So war in dem Regencyzeit George "Beau" Brummeln der maßgebliche Dandy, der die Mode der Herren bestimmte)?


Was war die Stellung der Frau?


Wie sprach man miteinander (Beispiel: "Gehabt Euch wohl" oder "Auf Wiedersehen")?


Wie verbrachte man den Tag?


Wie verbrachte man die Nacht?


Wer lud wen wohin ein? Wie geschah dies? Wie erfolgte die Gegeneinladung?


Was aß man? Wann? Wo? Wie viel? Mit wem?


Was trank man? Wann? Wo? Wie viel? Mit wem?


Welche Fortbewegungsmittel verwendete wer für welchen Zweck? Wer konnte sich welches leisten?


Wann stand man auf? Herrschaft/Dienstboten?


Wo verbrachte "man" den Sommer, wo den Winter?


Welche Stilrichtungen waren modern? Welche Baustile? Welche Stile in der bildnerischen Kunst?


Gab es Zeitungen? Modejournale?


Wer waren die maßgeblichen Künstler? Wer waren die Dichter?


Wie waren die Schulen - wer hatte Anteil an Bildung?


Wusch man sich - kannte man Zahnhygiene?


Was sind die Freuden und Sorgen der Leute im Land?


Wie kommt man an Informationen? (Gibt es die Post schon?)


Was waren die beliebtesten Sportarten?


Wo lagen die Gefahren? Worüber regte man sich auf? Worüber wagte man nicht zu sprechen?


Was waren die gebräuchlichen Namen? (Jeder Vorname ist Moden unterworfen).


Was waren beliebte Gesprächsthemen?


Wie waren die Tischsitten? Wer sitzt neben wem? Wer spricht mit wem? (Beispiel: in der Regencyzeit stehen die Damen von den Tisch auf, begeben sich ins Nebenzimmer und überlassen die Herren "ihrem Portwein".)


Wie waren die hygienischen Verhältnisse? Bad? WC? Müll?


Welche Tiere hielt man sich? Für welchen Zweck?


Wie war die Dienerschaft? Sitten? Hierarchien (Beispiel: Steht der Butler über dem Kammerdiener)? Rechte und Pflichten? Anrede (Beispiel: "Charles!" oder "Mr. Charles?" oder "Mr. Brown?")




Wie erfolgt die Recherche für einen Regency Roman?

Das Internet ist eine gute, aber aufwändige Hilfe. Gibt man "Regency Periode" in die Suchmaschine ein, bekommt man 72.000 Treffer.Ein geeignetes Buch in deutscher Sprache habe ich nicht gefunden. Dafür, wie bereits erwähnt, unzählige englischsprachige. Um sich in die "Sprache der Zeit" einzulesen ist es sicher empfehlenswert, darüber hinaus viele gute Regencyromane zu lesen.Sophia Farago liebt nicht nur das Regency - sie siedelt auch ihre Romane sehr erfolgreich in dieser Zeit an.

Ihre Bücher:"Die Braut des Herzogs",
"Maskerade in Rampstade",
"Hochzeit in St. George" undöber".

Zuerst im Fischer TB Verlag - zwei davon ("Die Braut des Herzogs" und "Hochzeit in St. George") landeten in Österreich auf der Bestsellerliste.Bücher erschienen im Dezember 2003 im Moments Verlag in Neuauflage.


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