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Gedicht

Schreibtischtäter > Literarisches Schreiben > Genre

Genialen Songschreibern kann der perfekte Songtext gelingen, in dem sie den Text in wenigen Minuten herunter schreiben. Wir anderen müssen entweder passiv auf den wunderbaren Einfach hoffen - oder selbst aktiv für die entsprechende Inspiration sorgen.

Spannende Themen, anregende Inhalte, schöne Verse und interessante Bilder finden manchmal wie von selbst den Weg aus dem Unterbewusstsein aufs Papier. Genießen Sie den Augenblick, wenn er sich ergibt! Wenn nicht, seien Sie beruhigt: Zum Glück müssen wir diese berauschenden Momente nicht unserem Unterbewusstsein überlasen, wir können sie uns auch erarbeiten. Zwar kann man Kreativität nicht erzwingen, aber wir können unseren Geist so lenken, dass er kreativ werden kann.


Arbeitsschritte

Die Reihenfolge bei der Entwicklung eines Songtextes kann unterschiedlich sein: Manche dieser Schritte müssen Sie gehen, und überhaupt etwas zu Papier zu bringen, andere können Sie ausprobieren um zu erkennen, wo Ihre Stärken sind.
Ein Song und seine Entwicklung kann durch jeden Arbeitsschritt der Einstiegphase ausgelöst werden. In der zweite Phase geht es um mengten, also der Überarbeitung. Es gibt nicht nur einen, definitiven Weg, um sich an die Arbeit an einem Song zu machen. Es gibt viele verschiedene Schritte, mit denen man starten kann. Gut wäre es, wenn Sie aus einem großen Vorrat von Ideen schöpfen können, indem Sie immer wieder Assoziationen und fortführende Ansätze sammeln.
Das Bewusstmachen von Thema, Inhalt und Haltung soll kein kreatives Korsett sein, ganz im Gegenteil. Es wird Ihnen immer wieder dazu dienen, neue Inspiration zu gewinnen, in dem Sie Ihre Gedanken und Gefühle sortieren und Ihren soweit entwickeln Text auch dramaturgisch bewerten. So finden Sie neue Ideen (Verse, Bilder, Handlungen, Gefühlsausdrücke) und können besser beurteilen, ob diese Idee dazu passt.


Einstiegs- und erste Entwicklungsphase

Eine Idee suchen.
Freies Schreiben: alles, was Ihnen zur Idee einfällt.
Das Thema definieren: Warum geht es?
Die eigene Haltung (Meinung, Einstellung) zum Thema bestimmen.
Den Inhalt entwickeln. Die zu erzählende Geschichte formen oder die eigene Gefühlslage sortieren.
Den Bezugsrahmen finden.
Einen ersten Vers schreiben.
Hooks entstehen: Titel, Refrain oder Höhepunkte der Chorus.
Ideenfindung: Welche Situationen, Bilder, Sätze assoziiere ich?
Weitere Verse entstehen.
Verschiedene Erzählperspektiven durchdenken.
Erste Verbündel zusammenstellen, meist schon gereimt.
Erste Fassung der Chorus entwerfen.
Mögliche Metrik/ Melodie des Chorus erkennen/ finden.
Erste Strophen schreiben/ zusammenstellen.
Metrik und Melodie der Strophen erkennen und finden.


Überarbeitungsphase

Analyse: Was sagt der Text bisher tatsächlich aus? Wovon handelt er? Ist meine Haltung in allen Details durchgehend erkennbar (Bilder, Wortwahl, Zusammenhänge etc.)? Ist die gewählte Erzählperspektive passend?
Weiter- oder Neuentwicklung der Strophen und des Chorus.
Strophenentwicklung: Was genau soll in den einzelnen Strophen erzählt werden? Wie verhalten sich die Strophen zum jeweils folgenden Chorus? Reihenfolge der Strophen prüfen: Gibt es Lücken oder unpassende Textpassagen?
Benötige ich einen Übergangsteil zwischen Strophen und Chorus- einen Prechorus?
Benötige ich zum Ende einen weiteren Teil, um den Chorus noch einmal inhaltlich anders zu beleuchten - eine Bridge?
Habe ich alles erzähl, was ich wollte?
Ist alles, was erzählt wurde, wichtig und nötig?


Ideen sammeln

Am Anfang sollten sie die Puzzleteile, die vorhanden sind, zunächst einmal sichten und auf brauchbare Ideen hin abklopfen:

Haben Sie schon eine konkrete Vorstellung, eine Textenwurf oder ein Textefragment, dann beginnen Sie damit.
Sind Sie auf der Suche nach Ansätzen, lassen Sie einfach ihre Stimmung und ihre Unbewusstes für sich arbeiten und schreiben alles auf, was Ihnen gerade durch den Kopf geht, egal was es ist.
Schreiben Sie drei Minuten: "Wie geht’s mir? Was sehe ich? Was mach nachher?" Oder Mir fällt gerade nichts ein. Da ich nur Leere in meinem Kopf. Ich bin abgelenkt von dem, was ich durch das Fenster sehe. Da fahren..." Es kann vollkommen belanglos sein. Seien Sie unkritisch. Wenn Sie dadurch auf neue Ideen kommen, folgen Sie dem entstehenden Weg.
Schreiben Sie möglichst detailliert, wenn Ihnen ein Thema, ein Inhalt oder eine Geschichte in den Sinn kommt. Notieren Sie sich alles, was ihn dazu einfällt.


Der Song entsteht

Thema und Inhalt werden häufig verwechselt. Der Inhalt eines Songs beschreibt eine Handlung oder eine Situation, das Thema dagegen ist der Grundgedanke oder das Gefühl, das den Inhalt bestimmt. Bei der Bestimmung des Themas fragen Sie sich, welche Hauptaussage Sie mit ihrem Song treffen wollen, welches Gefühl oder welchen Zustand Sie vermitteln möchten.

Über die Lieben wollen die meisten Menschen immer wieder etwas hören. Sie es in Ratgebern, als Glücksbestätigung. Eskapismus oder Trauerhilfe. Beim Analysieren von Songs oder auf der Suche nach einem Songthema, können Sie zum Beispiel beim Thema Liebe aus vielen Abwandlungen und Variationen wählen:


Sehnsucht nach Liebe
Sehnsüchte nach einer bestimmen Auserwählten

Liebe auf den ersten Blick

kennen lernen

abgewiesen werden

erster Kuss

Verlangen, Begierde

Sinnlichkeit, Lust, Erotik und Sex

Unlust
aus einem Flirt wird eine Beziehung

Liebesalltag
"neues" oder "alte" Liebe

erfüllte Liebe

Beziehungsprobleme
Eifersucht
Trennung
verlassen worden sein

Scheidung
Liebe zur Musik, zu seinem Auto....




Der Inhalt

Sie haben das Thema bestimmt, jetzt überlegen Sie, was der Song erzählen soll, was in dem Song passiert. Der Inhalt stellt die Oberfläche des Songs dar, das, was wir beim Hören unmittelbar und ohne weitere Reflektion wahrnehmen. Beim Schreiben geht es um darum, welche Handlung oder welche Situation die Gefühle des Thema "übersetzt". Wenn Sie im Song eine Geschichte erzählen wollen, beschreiben Sie im Inhalt möglichst kurz, warum es dabei geht.


Bezugsrahmen

Beim Finden des Songinhalts geht es um das Übersetzen von Situationen, Emotionen und Atmosphären in Verse. Es gilt, ein Gefühl, das ja zunächst nichts weiter als ein abstrakter Begriff ist, zum Bespiel Traurigkeit, in einen nachvollziehbaren Rahmen einzubetten. Sie übertragen also Ihr Thema auf eine erzählbare Ebene.



Finden Sie eine konkrete Gedankenbühne, auf die Sie ihr Thema und ihren Inhalt platzieren können:


eine Handlung
ein Umfeld
ein Bild
einen poetischen "Aufhänger"




Mit Hilfe eines solchen Bezugsrahmens können Sie ihre Aussage in Interessante und kräftige Bilder übersetzen. Bei GUTEN TAG geht es um die Unzufriedenheit über die eigenen Lebensumstände in der Konsumgesellschaft. Bezugsrahmen und Inhalt liegen oft sehr nahe beieinander. Der Inhalt schildert die Beschwerde der Sängerin bei einer fiktiven Reklamationsstelle, während der Bezugsrahmen von der Werbung in der Fernsehnwelt ausgeht.


Texte verbessern

Sollte es Ihnen nicht gelingen, einen ganzen Song aus einer einzelnen Inhaltlichen Idee zu entwickeln, ist entweder der Bezugsrahmen nicht ideal oder zu eingeschränkter oder der Inhalt bietet nicht genug Möglichkeiten, um das Thema in Verse zu übersetzen.



Drei praktische Schritte


Analyse des Bezugsrahmes

Gibt es poetische und logische Bezüge untereinander?

Sind die Sprachbilder und Inhalte dem Bezugsrahmen entnommen?

Führen Sen den Hörer auf eine "Gedanke-Bühne" und halten Sie ihn dort?

Entsteht auf der Kombination von Thema und Bezugsrahmen eine poetische Kraft, die das eine ohne das andere nicht entfalten könnte?



Weitere Ideen sammeln

Was fällt Ihnen zu den Stichworten "Konzert - Symphonie - glückliche Lautstärke - traurige Stille", die sich aus dem Bezugsrahmen ergeben, ein?

Lassen Sie auch weit entfernte Assoziationen zu. Einige der Rohideen vielleicht noch der Zugriff, ob und wie Sie dieses Detail verwenden können.



Aufräumen

Trennen Sie sich jetzt von falschen Bildern und Begriffen. Der "Regen" und das "allgemeine Miteinanderreden" haben in der verwendeten Form nichts mehr im Song zu suchen. Falls Sie das Reden und den Regen verwenden wollten, müssten Sie überlegen, welche Bezüge es zwischen den Begriffen und dem Bezugrahmen geben könnte.



Überarbeitung

Jetzt können Sie sich an die konkrete Überarbeitung des Textes machen. Sie kennen den Rahmen, die emotionalen Bezugspunkte und die Inhalte der wichtigen Songelemente Chorus und Strophen. Sie haben auch schon eine ganze Menge Notizen und Textfragmente, und Sie wissen vor allem, welche Richtung Ihre Gedanken bei der weiteren Ideen- und Verssuche einschlagen müssen.




Erzählperspektive

Schreiben Sie in der Ich-Form oder aus der Sicht eines Beobachters? Sprechen Sie jemand direkt an, oder berichten Sie? Wenn Sie jemand ansprechen: wozu? Was wollen Sie von ihm? Etwas erzählen, eine Haltung verändert oder eine Handlung auslöst? Oder ist das "Du" vielleicht nur eine lyrische Figur - im Sinne von "man"?



Verschiedene Perspektiven ausprobieren

In jeder Phase der Entwicklung ist es sinnvoll, verschiedene Perspektiven durchzuspielen. Besonders dann, wenn Sie beim Schreiben nicht weiterkommen. Vielleicht wechseln Sie von der ersten Person in die neutrale Position. Oder Sie finden einen Ansprechpartner. Wenn Sie einem lyrischen Test ohne Bezugsperson schreiben, erfinden Sie jemand, den Sie im Text ansprechen können.
Inhalt und Haltung bekommen neue Impulse, weil sie eine andere Denkpostion einnehmen müssen - so entstehen neue Ideen.
Bedenken Sie auch, welche Stellung der Hörer durch ihre Erzählpostion erhält. Der Hörer soll den Text wahrnehmen und sich emotional und intellektuell mit dem Inhalt beschäftigen. Bieten Sie ihm durch ihren Text eine Projektionsfläche für seine eigenen Gedanken und Gefühlen.



Wie wird aus Worten ein Songtext

Zu Beginn eine Übung, Welche Stilmittel fallen Ihnen bei folgendem Text auf? Achten Sie bitte nicht auf den Inhalt, sondern auf die Form.
Griechischer Wein
(Text: Michael Kunze)


Es war schon dunkle, als ich durch Vorstadtstraßen heimwärts ging. Da war ein Wirtshaus, aus dem das Licht noch auf dem Gehsteig schien. Ich hatte Zeit und mir war kalt, drum trat ich ein.


Da saßen Männer mit braunen Augen und mit schwarzem Haar. Und aus der Jukebox erklang Musik, die fremd und südlich war.
Als ich man mich sah, stand einer auf und lud mich ein

Griechischer Wein
Ist so wie das Blut der Erde
Komm schenk dir ein
Und wenn ich dann traurig werden
Liegt es daran
Dass ich immer träume von daheim
Du musst verzeihen

Griechischer Wein
Und die alt vertrauten Lieder
Schenk noch mal ein
Denn ich fuhr die Sehnsucht wieder
In dieser Stadt
Werd ich immer nur ein Fremder sein
Und allein





Und dann erzählen sie mir von grünen Hügeln, Meer und Wind. Von alten Häusern und jungen Frauen, die alleine sind. Und von dem Kind, dass seinen Vater noch nie sah.

Sie sagten sich immer wieder, irgendwann geht es zurück. Und das Ersparte genügt zu Hause für ein kleines Glück. Und bald denkt keiner mehr daran, wie es hier war.



Griechischer Wein
Ist so wie das Blut der Erde
Komm schenk dir ein
Und wenn ich dann traurig werden
Liegt es daran
Dass ich immer träume von daheim
Du musst verzeihen

Griechischer Wein
Und die alt vertrauten Lieder
Schenk noch mal ein
Denn ich fuhr die Sehnsucht wieder
In dieser Stadt
Werd ich immer nur ein Fremder sein
Und allein



Vielleicht fällt Ihnen noch mehr auf, wenn sie diesen Text immer der folgenden Variante Vergleichen:


Trink noch einen


Es war auf meinem weiten Weg nach Hause,
darum bin ich noch in eine Kneipe eingekehrt.
Sie war voller Leute, die, so wie sie aussahen,
vermutlich Südländer waren.
Sie waren sehr nett und luden mich auf ein Gläschen Wein ein, der auf ihrer Heimat Griechenland kam.
Beim Trinken wurden die Menschen sehr melancholisch, weil sie nach ihrer Heimat sehnten.
Sie haben hier nicht viele Freunde. und fühlen sich nur als Fremde.





Analysieren wir die Form, fällt Folgendes auf:

Der Autor von Griechischer Wein schreibt in den Textblöcken mit gleich bleibend langen, rhymisierten Zeilen, bei den Versen ist eine Metrik erkennbar.
Er verwendet Reime.
Er arbeitet mit verschiedenen Formen der Wiederholung. In den verschiedenen Segmenten wiederholen sich die Reimstruktur und die Metrik. Zusätzlich gibt es wörtliche Wiederholungen - zwei Textblöcke werden komplett wiederholt.
Dies sind auch die drei formalen Hauptkriterien, die Terry Cox heranzieht, um zu erklären, wie aus Worten ein Songtext entsteht: "Die zwei wichtigsten handwerklichen Stilmittel, durch die Worten zu einem Songtext werden, sind Reim und Metrik. Beide sind darauf angewiesen, wiederholt zu werden, damit ihr Struktur und Form etabliert werden kann. Dadurch wird ein Songtext singbar und einprägsam."


Ein Gegenspiel: Im Prinzip lässt sich jeder Text irgendwie vertonen. Eine Melodie kann auf jeden Text gefunden werden. Probieren Sie es: "In Trink noch einen gibt es keinen Reim, keine feste Metrik und keine Wiederholung. Singen Sie sich den Text in einer spontan erfundenen Melodie laut vor.


Das Ergebnis der Vertonung eines solchen Textes klingt ganz sicher nicht nach Popsong, eher nach zeitgenössischer Oper. Das ist leicht zu erklären: In modernen Opernlibretti werden diese drei Song-Kriterien meist vermieden - vermutlich um sich als "ernste" Kunstform von "unterhaltenden" Songs abzuheben.

Selbstverständlich gibt es auch Ausnahmen, auf die wir hier auch eingehen werden, aber je mehr Sie sich mit den Möglichkeiten von Reim, Rhythmus und Wiederholungen beschäftigen, umso leichter wird es Ihnen fallen, diese Stilmittel zu gebrauchen.


Rhythmus, Metrik

Je öfter Sie Songtexte schreiben und vertonen (lassen), umso sicherer wird ihr Gefühl für die Sprachmelodie der Verse. Dabei geht es (in der Schreibphase) nicht um die Töne, die später einmal auf die Silben gesungen werden, sondern um die rhymische Struktur.

Beim Schreiben von Versen geht es darum, welche rhythmische Vorgabe man für die spätere Melodie anbieten, also wie viele Töne in den Takten in welcher betonten und unbetonten Reihenfolge zu vertonen zur Verfügung stehen.
Betonen Silben sollten immer auf schwerer Positionen im Takt landen, unbetonte auf leichten. Zusätzlich liefern wir damit eine melodische Basis, weil sich die natürliche Sprachmelodie mit ihren Höhen und Tiefen in einer gelungenen, die Textverständlichkeit unterstützend Vertonung wieder finden soll.


Beim Aufsagen oder Singen von Versen ergibt sich aus der natürlichen Sprache heraus durch betonte und unbetonte Silben sowie durch Sprechpausen ein Sprachrhyhmus, auch wenn er vielleicht in einer ersten Version noch nicht als regelmäßig empfunden wird. Achten Sie darauf, wie Sie durch Wortumstellungen, Umformulierungen, Hinzufügungen und Streichungen den Rhythmus beeinflussen können.


Worte und Sätze werden auf ihre metrische Struktur hin analysiert: Welche Silben werden betont gesprochen und welche weniger betont? Die Metrik der Verse bestimmt, wie die Silben auf betonte oder unbetonte Stellen in den Takten verteilt werden können, wobei die Betonungen und nicht Nicht-Betonungen je nach Melodie und Goove variieren können. Der erste Beat eines Taktes ist immer betont, so dass Sie das erste Hauptgewicht Ihres Verses als Basis für den weiteren Verlauf nehmen können.


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